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Insel der Superhirne

Greta Hamann5. Juli 2012

Der IQ der kleinen Insel Lindau am Bodensee hat sich schlagartig erhöht. 27 Nobelpreisträger kamen hierher und fast 600 der besten Nachwuchsforscher aus der ganzen Welt. Um gemeinsam über - so alles zu plaudern.

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Der Hafen von Lindau (Foto: Regina Mennig / DW)
Bild: Mennig / Dw

Olivia Merkel hat ihn von Beginn an gespürt – den Geist von Lindau. Als sie vor ein paar Tagen in Lindau ankam, sah sie ein riesiges Plakat mit Portraits der 27 teilnehmenden Nobelpreisträger und war fasziniert: "Da dachte ich – wow – jetzt bewegen wir uns alle auf so einer kleinen Insel. Lauter super junge Wissenschaftler plus Nobelpreisträger – das ist schon etwas ganz besonderes. So etwas in der Art habe ich noch nie erlebt."

Die 31-jährige Professorin ist zum ersten Mal in Lindau dabei. Ein zweites Mal wird es auch nicht geben – es sei denn, sie gewinnt selbst mal einen Nobelpreis. Jeder Jungforscher bekommt nur einmal die Chance, hier zu sein.

Auch für den frischgebackenen Nobelpreisträger Brian Schmidt ist es dieses Jahr das erste Mal. Er weiß allerdings schon jetzt, dass er wieder kommen wird: "Als ich hier angekommen bin, habe ich zuerst meiner Frau eine E-Mail geschickt. Ich habe ihr gesagt: Das ist etwas, woran ich mich gewöhnen könnte und woran du dich auch gewöhnen könntest."

Luxuriöse Unterkunft für die Nobelpreisträger

Teure Sportwagen, Sternehotels und gutes Essen. Den Nobelpreisträgern wird der Aufenthalt so angenehm wie möglich gestaltet. Doch die Lindauer Tagung ist keinesfalls ein Wellness-Urlaub für ruhebedürftige Nobelpreisträger. Morgens halten die Nobelpreisträger Vorlesungen und am Nachmittag wird mit den fast 600 jungen Wissenschaftlern diskutiert: "Nach meiner Vorlesung haben mir 200 der jungen Studenten Fragen gestellt. Das waren die schwierigsten Fragen, seitdem ich den Nobelpreis bekommen habe", lacht Schmidt.

Raus aus der Isolation des 2. Weltkriegs

Die erste Lindauer Nobelpreisträgertagung fand im Jahr 1951 statt. Damals wollten engagierte Lindauer Ärzte die deutsche Wissenschaft aus ihrer Isolation nach dem zweiten Weltkrieg befreien. Graf Lennart Bernadotte, damaliger Inhaber der Insel, half ebenfalls mit. Bis heute ist die gräfliche Familie maßgeblich an der Umsetzung der Tagung beteiligt.

Im Jahr 2012 ist die deutsche Wissenschaft schon lange wieder von ihrer Nachkriegsisolation befreit, trotzdem finden die Treffen weiterhin statt: Der Geist von Lindau soll weiter getragen werden. Von einer Generation zur nächsten. "Junge Menschen haben so viel Energie", schwärmt John Hall, Nobelpreisträger der Physik im Jahr 2005. "Vor zwei, drei Jahren stand ich hier vorne mit Theo Hänsch. Wir haben gemeinsam zu Mittag gegessen. Dann kam ein junger Forscher und noch einer und noch einer. Und schon mussten wir zum Abendessen gehen. Wir hatten uns die ganze Zeit unterhalten. Die Zeit verging wie im Flug."

Nobelpreisträger erzählen Anekdoten

Beide Seiten profitieren von diesem Austausch – sowohl die ältere als auch die jüngere Generation. Peter Löptien gefallen vor allem die persönlichen Anekdoten der Nobelpreisträger. Er ist 29 Jahre alt und schreibt zurzeit seine Doktorarbeit in Hamburg am Institut für angewandte Physik. In einer Diskussion, sagt Löptien, erzählte einer der Nobelpreisträger von seinen eigenen Zweifeln. "Er war wohl kurz davor, die Wissenschaft abzubrechen. Dann hat er doch noch eine Stelle bekommen, weil andere Leute abgesprungen sind. Da merkt man, dass auch Nobelpreisträger ihre Schwierigkeiten hatten und trotzdem erfolgreich wurden."