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"Ins Mittelalter zurückwerfen"

Nabil Chbib8. März 2003

Vorherrschendes Thema der Leitartikel und Kommentare der arabischen Presse am Samstag (8.3.) ist die Irak-Krise: der Weltsicherheitsrat, die Kriegsmotive und Hintergründe werden analysiert.

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Die in London erscheinende saudi-arabische Zeitung Ascharq-Al-Awsat wirft die Frage auf: Was steckt hinter der Entschlossenheit des US-Präsidenten George W. Bush, einen Krieg gegen den Irak zu führen? Die Zeitung beleuchtet die religiösen, wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Gründe und schließt ihre Analyse mit den Worten ab: "Bush soll daran erinnert werden, dass die Inspektoren im Irak mehr Massenvernichtungswaffen zerstörten als der Krieg im Jahre 1991 - aber ohne Blutvergießen, ohne Bombardierung der Infrastruktur und ohne Verbreitung von Schrecken und Luftverschmutzung in der Gesamtregion."

Auch die Al-Watan aus Oman beschäftigt sich mit den Kriegsmotiven. Der Kommentator betont, dass der amerikanische Krieg kein neuer Kreuzzug gegen den Islam sei, wie oft behauptet werde, sondern "ein Krieg gegen alle Religionen - einschließlich des Christentums. Es ist ein Beweis dafür, dass der Papst und andere Kirchen zum Gebet gegen den Krieg aufrufen. Doch Bush will das nicht hören. Es ist ein Krieg, der zum befürchteten Zusammenstoß zwischen den Zivilisationen führen und die Menschheit ins Mittelalter zurückwerfen wird."

Die offiziöse ägyptische Zeitung Al-Ahram legt die verschiedenen Positionen der ständigen Mitgliedsländer des Weltsicherheitsrats dar und betont: Es sei durchaus möglich, dass einige Staaten, die gegenwärtig gegen den Krieg sind, einlenken würden. "Vielleicht werden sie sich der Stimme enthalten oder sogar dem Krieg zustimmen, und zwar mit der Begründung, sie seien inzwischen überzeugt, dass der Irak gegen die Resolution 1441 verstoße oder nicht mit den Inspektoren zusammenarbeite."

Die konservative jordanische Ad-Dustur erwartet einen Alleingang der Amerikaner und der Briten. Es heißt: "Die Haltung der USA den Vereinten Nationen gegenüber ist bekannt. Etwa die Beibehaltung von Finanzbeiträgen, die später als Druckmittel eingesetzt wurden. Man befürchtet jetzt: Die USA könnten mit ihrer Übermacht die Vereinten Nationen lahm legen, wenn Washington ohne Rücksicht auf die UN Kriege führen wird."

Die in Katar erscheinende, der Regierung nahe stehende Zeitung Ascharq sieht noch eine Chance, den Krieg gegen den Irak zu vermeiden, wenn die Bemühungen intensiviert werden, die auf die Abdankung des irakischen Machthabers Saddam Hussein abzielen. Dazu schreibt die Zeitung: "Richtig ist, dass der Kriegsbeginn noch nicht beschlossen wurde. Richtig ist auch, dass Bush nicht unbedingt auf neue UN-Resolution warten will. Er wartet jedoch auf die letzte Phase der arabischen Bemühungen. Diese Phase kann für die Araber noch wichtiger sein als für die Amerikaner. Aber werden die Araber einen Erfolg erzielen?"