Innenansichten aus Guantánamo
27. Mai 2009Die von Barack Obama forcierte Schließung des Gefangenenlagers Guantanamo hat in den USA Ängste geweckt - und der Präsident hat alle Hände voll zu tun, diese Sorgen zu zerstreuen: "Wir werden niemanden freilassen, wenn unsere nationale Sicherheit gefährden könnte. Wir werden auch niemanden innerhalb der Vereinigten Staaten freilassen, der das amerikanische Volk gefährden könnte", versicherte er seinen Kritikern vor wenigen Tagen in Washington.
Sogar in seiner eigenen Partei wird der Widerstand gegen die Auflösung lauter, der Senat schmetterte mit überwältigender Mehrheit Obamas Schließungsplan ab. Begründung: zu ungenau, und die Überstellung der Gefangenenen in US-amerikanische Gefängnisse sei einfach zu riskant. Dietmar Ostermann ist Korrespondent unter anderem für die Frankfurter Rundschau und den Kölner Stadt-Anzeiger in Washington - und hat das berüchtigte Straflager vier Tage besucht. Was er dort gesehen und erlebt hat schildert er in Fokus Amerika. Mit Rechtstaatlichkeit habe das, was sich hinter dem Stacheldraht von Guantánamo abspielt, auf jeden Fall nicht viel zu tun, so sei Fazit.
Mehr als eine symbolträchtige Geste
Barack Obama steht zur Zeit nicht nur wegen der von ihm angestrebten Schließung des Gefangenen-Lagers in Guantánamo unter Druck. Auch das aggressive Auftreten Nordkoreas mit seinen Atom- und Raketentests stellt die Außenpolitik des US-Präsidenten vor große Herausforderungen - die Reaktionen in Washington waren bisher eher von Hilflosigkeit gekennzeichnet.
Da kam es Obama gerade Recht, dass er auf einem ganz anderen Feld Tatkraft und Entschlossenheit zeigen konnte: es geht um die Neubesetzung eines Richterpostens am Obersten Gerichtshof der USA. Die Personalie passt exakt in die Botschaft von Integration und der Verwirklichung des American dream, die Obama selbst als erste schwarzer US-Präsident verkörpert: er hat die aus Puerto Rico stammende Richterin Sonia Sotomayor nominiert, und will diese Entscheidung verstanden wissen als die Bestätigung, dass in den USA nach wie vor jeder die Chance hat, ganz groß rauszukommen.
Fair trade am Ende der Welt
Mit Integrationsproblemen oder mangelnder Anerkennung haben die meisten Einwanderer am anderen Ende des amerikanischen Kontinents - im Süden Argentiniens, in Patagonien - in der Regel nichts zu tun. Die meisten der großen Estancias mit ihren gewaltigen Viehbeständen gehören Zuwanderern aus anderen Teilen Argentiniens oder Südamerikas.
In dieser Region sind es die Ureinwohner, die Mapuche-Indianer, die oft ein kärgliches Dasein im eigenen Land fristen: Auf kleinen Höfen, mit geringem Einkommen. Doch seit sie ihre Produkte in der südargentinischen Andenstadt San Carlos de Bariloche auf dem sogenannten "Markt der Steppe" zu fairen Preisen verkaufen können, hat sich die wirtschaftliche Lage der Mapuches verbessert - und auch ihre fast vergessene Kultur erlebt eine neue Blüte.
Redaktion: Mirjam Gehrke