Industrie wirbt für Euro-Rettungsschirm
27. September 2011Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Hans-Peter Keitel, hat nochmals eindringlich darauf hingewiesen, dass der Erfolg Deutschlands und seiner Wirtschaft entscheidend vom Euro und von der Weiterentwicklung Europas abhingen. "Die deutsche Wirtschaft ist in guter Verfassung. Aber es hängen dunkle Gewitterwolken von den Finanzmärkten am Himmel", betonte Keitel am Dienstag (27.09.2011) beim "Tag der Industrie" im Berliner Kongresszentrum.
Europa hat nur gemeinsam eine Chance
Er appellierte mit Nachdruck an die Abgeordneten im Bundestag, am Donnerstag dem Gesetz für den erweiterten Rettungsschirm EFSF zuzustimmen. "Ohne den erweiterten europäischen Rettungsschirm drohen unkalkulierbare Folgen für die Europäische Union und die gemeinsame Währung." Auch für Deutschland und seine Industrie würde ein Ende der Währungsunion einen immensen Schaden bedeuten, nicht nur wirtschaftlich, sondern vor allem politisch, so Keitel weiter. Er unterstrich vor den mehr als 1000 Gästen aus Wirtschaft und Politik: "Europa hat ökonomisch und politisch nur gemeinsam eine Chance."
Der BDI-Chef nahm auch zur Lage in Griechenland Stellung und betonte: "Griechenland ist zum Synonym für eine Krise geworden, die oft fälschlicherweise als Euro-Krise bezeichnet wird. Dabei ist nicht der Euro das Problem. Es ist die öffentliche Verschuldung in vielen Ländern." Die Krise zeige auch den Vertrauensverlust in Regierungen, die dauerhaft mehr Geld ausgäben, als sie einnähmen.
Investoren warten auf ein "Signal"
Zugleich rief Keitel die Regierung in Athen auf, "ein Signal" an ausländische Investoren zu senden. Insbesondere mahnte er an, Tranzparenz und Effizienz der Verwaltung zu verbessern. Nach seinen Worten gibt es derzeit bei ausländischen Unternehmen keine große Bereitschaft, sich im fast bankrotten Griechenland zu engagieren.
Um die Wirtschaftskraft Griechenlands und anderer südlicher Länder in Europa zu stärken, regte Keitel einen so genannten Energie-Pakt an. Insbesondere warb er für Solarenergie aus Griechenland, mit der westeuropäische Industrieregionen versorgt werden könnten.
Kanzlerin lobt Sparbemühungen Griechenlands
Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel warb beim BDI-Kongress nochmals vehement für die Erweiterung des Euro-Rettungschirms. Deutschland profitiere vom Euro. Sie wies darauf hin, dass 60 Prozent der deutschen Exporte in europäische Länder gingen.
Zugleich lobte die Kanzlerin und CDU-Vorsitzende ausdrücklich die Sparanstrengungen Griechenlands. Sie habe absoluten Respekt vor den Strukturreformen, die das Land auf den Weg gebracht habe. "Wir werden alle erwünschte Hilfe leisten, dass Griechenland wieder Vertrauen gewinnt", ergänzte sie.
"Wir waren ein schlecht gemanagtes Land"
Der griechische Regierungschef Giorgos Papandreou, der als Gastredner beim BDI-Kongress sprach, zeigte sich zuversichtlich, dass sein Land die Krise überwinden wird. Er betonte, Griechenland stehe zu seinen Zusagen, um die nächste Milliardenrate aus dem Rettungspaket von Europäern und Internationalem Währungsfonds zu bekommen. "Yes we can", sagte er in Anlehnung an ein Zitat des amerikanischen Präsidenten Barack Obama. Papandreou meinte weiter: "Wir sind kein armes Land, wir waren ein schlecht gemanagtes Land." Er regte an, bei der Modernisierung der öffentlichen Verwaltung Griechenlands könne zum Beispiel die deutsche Software-Firma SAP helfen.
Papandreou wirbt an diesem Dienstag in Berlin um weitere Hilfen und Investitionen. Am Abend wird er im Kanzleramt zu einem Gespräch mit Merkel zusammenkommen.
Am Donnerstag nächster Woche fliegt Wirtschaftsminister Philipp Rösler mit einer großen Managerdelegation nach Athen. Im Gepäck hat er eine Art "Marshallplan", um Griechenland wieder wettbewerbsfähig zu machen.
Autorin: Susanne Eickenfonder (dpa, dapd, rtr, afp)
Redaktion: Julia Elvers-Guyot