Indien: Todesstrafe für Kinder-Vergewaltiger
21. April 2018Mehrere brutale Vergewaltigungen, die mit der Ermordung des Opfers endeten, hatten in Indien zuletzt für Empörung gesorgt. Landesweit kam es zu Massenprotesten, nachdem Details über die Gruppenvergewaltigung und Ermordung einer achtjährigen Muslimin im Bundesstaat Jammu und Kaschmir bekannt geworden waren. Die acht Männer, die wegen der Tat festgenommen wurden, sind Hindus. Dieses Verbrechen war jedoch bei weitem kein Einzelfall. Allein vergangene Woche wurden vier ähnliche Fälle gemeldet.
Offensichtlich als Konsequenz auf den Druck der Straße, will die indische Regierung die Todesstrafe für Vergewaltiger von Kindern einführen. Bislang ist dies nur möglich, wenn die Vergewaltigung zum Tod des Opfers oder zum Wachkoma führt.
Die Regierung in Neu Delhi brachte nun einen Erlass mit der Einführung der schärferen Strafe auf den Weg, wie der amtliche Fernsehsender Doordarshan News meldete. Dieser stellt die Vergewaltigung von Kindern unter zwölf Jahren grundsätzlich unter Todesstrafe. Bislang konnte maximal eine lebenslange Haftstrafe verhängt werden. Das Parlament muss nun innerhalb eines halben Jahres die Gesetzesänderung bestätigen und dauerhaft einführen.
Frauenministerin Maneka Gandhi hatte bereits vergangene Woche die Einführung der Todesstrafe für die Vergewaltigung von Kindern unter zwölf Jahren gefordert. Die Nachrichtenagentur Press Trust of India meldete am Freitag, das Justizministerium habe den Obersten Gerichtshof darüber informiert, dass die Regierung eine entsprechende Änderung des Kinderschutzgesetzes anstrebe.
Fast 40.000 Vergewaltigungsanzeigen im Jahr
Seit der brutalen Gruppenvergewaltigung einer Studentin in Neu Delhi 2012, die weit über das Land hinaus für Entsetzen gesorgt hatte, wurden die Strafen für Vergewaltiger in Indien deutlich verschärft. Indien zählt trotzdem weiterhin zu den Ländern mit der höchsten Zahl von Vergewaltigungsfällen weltweit. 2016 wurden nach Polizeiangaben 38.947 Vergewaltigungsfälle anzeigt. 6.091 Opfer waren den Angaben zufolge zwischen 12 und 16 Jahre alt, 1.596 zwischen sechs und zwölf, und 570 jünger als sechs Jahre alt. Die Behörden gehen jedoch davon aus, dass Vergewaltigungsdelikte nur in einem Bruchteil der Fälle zur Anzeige gebracht werden.
qu/se (dpa, rtre, afpe, APE)