Keine Hinweise auf Anschlag
23. Januar 2017Nach der Festnahme von zwei Terrorverdächtigen in Deutschland und Österreich haben die Ermittler zunächst keine eindeutigen Hinweise auf einen unmittelbar bevorstehenden Anschlag entdeckt. In der Wohnung eines 21-Jährigen im rheinischen Neuss seien weder Waffen noch Sprengstoff gefunden worden, teilte die Staatsanwaltschaft Düsseldorf mit. Die Auswertung der Computer- und Handydaten der Mannes stehe allerdings noch aus. Neben einem möglichen Anschlagsplan in Wien wird auch geprüft, ob womöglich eine Terrorattacke auf die Bundeswehr geplant war.
Komplize?
Der junge Mann aus Neuss steht im Verdacht, einem in Wien gefassten 17-Jährigen bei Vorbereitungen für einen Terroranschlag in der österreichischen Hauptstadt geholfen haben. Er war am Samstagabend festgenommen worden, am Sonntag erging Haftbefehl wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat.
Auch in Österreich blieb am Montag weiter unklar, wie weit etwaige Anschlagspläne gediehen waren. Neue Fragen werfen die Kontakte des Verdächtigten zu einem strafunmündigem Kind auf. "Die beiden haben miteinander intensiven Kontakt gehabt", sagte der Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, Konrad Kogler. Es sei in Österreich das erste Mal, dass praktisch ein Kind im Umfeld eines möglichen Attentäters aufgespürt wurde. Es habe eine erste Anhörung des noch nicht 14-Jährigen und seiner Eltern gegeben.
Terrorziel U-Bahn?
Der 17-jährige Niederösterreicher mit albanischen Wurzeln war am Freitag in Wien festgesetzt worden. Er könnte ein Bombenattentat in einer Wiener U-Bahn geplant haben. Die Ermittler vermuten einen radikal- islamistischen Hintergrund. Es wurde Untersuchungshaft beantragt. Ausländische Geheimdienste hatten die Behörden in der Alpenrepublik alarmiert.
Für Aufsehen hatte zuletzt in Deutschland der Fall eines Zwölfjährigen gesorgt, der in Ludwigshafen einen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt geplant haben soll. Da er strafunmündig ist, wurde er auf richterlichen Beschluss in einer geschlossenen Einrichtung untergebracht.
Die Ermittler in Nordrhein-Westfalen gehen davon aus, dass sich die Terrorverdächtigen über Foren in den sozialen Medien kennengelernt haben. Bei seiner Vernehmung über etwaige Kontakte zur Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) habe der mutmaßliche Komplize aus Neuss nicht bestritten, eine islamistische Auffassung zu vertreten. "Er bestreitet aber, sich mit dem IS beschäftigt zu haben", erläuterte der Staatsanwalt in Düsseldorf.
Laut der Zeitung "Rheinische Post" ist Neuss beim Thema Salafismus immer wieder in die Schlagzeilen geraten. So sei der Verein "Helfen in Not" vom Verfassungsschutz schon 2013 als "extremistische salafistische Vereinigung" eingestuft worden.
Das Bundesinnenministerium hat zurzeit keine Hinweise auf mögliche Verbindungen des in Neuss Verhafteten zum Fall des Berliner Attentäters Anis Amri. Der Tunesier war am 19. Dezember mit einem Lastwagen auf den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche gerast. Er tötete zwölf Menschen, rund 50 wurden teils schwer verletzt. Amri wurde auf der Flucht in Italien von Polizisten erschossen.
SC/fab (dpa, afp, rtre, RP)