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Impfmuffel sollen Geldstrafe zahlen

26. Mai 2017

In der vergangenen Woche ist in der Stadt Essen eine Frau an Masern gestorben. Bundesgesundheitsminister Gröhe will für eine höhere Impfquote sorgen - und droht Impfmuffeln mit hohen Geldstrafen.

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Symbolbild - Impfung bei einem Kind
Bild: Sean Gallup/Getty Images

Eltern von Kita-Kindern sollen bis zu 2500 Euro Strafe zahlen, wenn sie sich der verpflichtenden Impfberatung verweigern. Das ist die Konsequenz eines Epidemiologie-Gesetzes, das in der kommenden Woche im Bundestag abschließend beraten werden soll, wie die "Bild"-Zeitung (Freitagsausgabe) berichtet.

Danach sollen die Mitarbeiter von Kitas verpflichtet werden, den Gesundheitsämtern alle Eltern zu melden, die eine Impfberatung ausschlagen. Die Ämter können dann Strafen verhängen.

Appell an das Verantwortungsbewusstsein

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sagte, es könne niemanden kalt lassen, "dass noch immer Menschen durch Masern zu Tode kämen. "Deshalb verschärfen wir jetzt die Regelungen zum Impfschutz."

Am vergangenen Samstag war in Essen in Nordrhein-Westfalen eine dreifache Mutter an den Folgen einer Masern-Erkrankung in Deutschland gestorben. Es war der erste Todesfall durch Masern in Deutschland in diesem Jahr. Gegen die behandelnden Ärzte soll nach einem Bericht des Nachrichten-Portals derwesten.de Klage wegen des Todes der 37-Jährigen eingereicht worden sein.

Allein in Essen waren bis Montag 31 Fälle von Masern bekannt, die Dunkelziffer dürfte nach Ansicht von Experten deutlich höher liegen. "Masern sind keine harmlose Kindererkrankung, sondern können bei Kindern zu Hirnhautentzündungen und bei Erwachsenen zu Lungenentzündungen führen", sagte Essens Gesundheitsdezernent Peter Renzel. Gerade bei Erwachsenen bestehe die Gefahr von Komplikationen.

Ohne Impfung keine Kita

In den letzten Wochen hatten sich Ärzte und Politiker immer wieder für mehr Immunisierungen und strengere Kontrollen ausgesprochen. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) will den Besuch von Kindergärten davon abhängig machen, ob Kinder geimpft sind. "Ohne Impfung keine Kita und auch keine andere Bildungseinrichtung", sagte BVKJ-Präsident Thomas Fischbach.

Der Verband unterstütze die Absicht von Minister Gröhe, die Pflicht zur Impfberatung zu verschärfen, betonte Fischbach: "Wir können die Impflücken, die wie gerade wieder Masern-Epidemien möglich machen, nicht hinnehmen."

Die FDP hatte auf ihrem Bundesparteitag eine allgemeine Impfpflicht für alle Kinder bis 14 Jahre gefordert. Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) warnte dagegen vor Aktionismus und vor einem erheblichen Eingriff in das im Grundgesetz verankerte Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit und in das Sorgerecht der Eltern.

Experten raten zur Impfung

In Deutschland sind Experten zufolge fünf Prozent aller Kinder nicht gegen Masern geimpft. Wer unsicher ist, kann den Schutz mit einem Blick in den Impfpass und noch sicherer mit einem Immunglobulin-Test kontrollieren. Der Test zeigt im Blut, ob der Körper Antikörper gebildet hat. Denn: "Es gibt Menschen, die sprechen auf die Impfstoffe nicht an", erklärt Dr. Birgit Ross, Leiterin der Krankenhaushygiene am Uniklinikum Essen.

Bei einer einfachen Masern-Impfung liegt der Schutz bei 90 Prozent, bei der Doppel-Impfung zwischen 95 und 99 Prozent. Menschen, die vor 1970 geboren wurden, waren in der Regel an Masern erkrankt und sind immun gegen eine erneute Erkrankung. Auch hier kann eine Impfung die Sicherheit erhöhen. Ungeborene werden vom Immunsystem der Mutter geschützt. Da bei Masern ein körperlich belastender Lebendimpfstoff gespritzt wird, erhalten Babys die Impfung meist nach einem Jahr.

Masern werden vor allem durch Tröpfchen-Infektion - Sprechen, Husten, Niesen - übertragen. Die Krankheit beginnt mit Fieber, der Entzündung der Bindehaut, Schnupfen, Husten und einem Ausschlag an der Mundschleimhaut. Kinder, die nicht geimpft sind, sollten bei den ersten Anzeichen nicht mehr in Kita, Kindergarten oder Schule geschickt werden.

mak/wa (kna, derwesten.de, bild.de)