Immer mehr US-Luftangriffe in Afghanistan
19. Juli 2017US-Luftangriffe auf radikalislamische Taliban und die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) in Afghanistan nehmen weiter stark zu. Offizielle Zahlen der Luftwaffe zur Jahresmitte liegen bereits über denen für das gesamte vergangene Jahr. Bis zum 30. Juni wurden demnach 1634 Raketen oder Bomben abgeworfen. Im ganzen Jahr 2016 waren es 1337. Das US-Militär zählt für diese Statistik "abgefeuerte Geschosse" und nicht Flüge.
Die Intensität der Luftschläge in Afghanistan ist damit wieder auf dem Niveau von 2012 angekommen, als noch knapp 80.000 US-Soldaten im Land waren, die gegen die Taliban kämpften. Damals hatte die US-Luftwaffe bis zur Jahresmitte ungefähr die gleiche Menge an Munition für Luftangriffe eingesetzt wie heute. Nicht enthalten sind die Zahlen zu Einsätzen der afghanischen Luftwaffe, die noch im Aufbau begriffen ist, aber ebenfalls fliegt und schießt.
Einheimische Bodentruppen sind erschöpft
Angesichts der Landgewinne der Taliban und der Erschöpfung der afghanischen Bodentruppen sehen Militärs die Luftschläge oft als letztes Mittel, um die Islamisten zurückzutreiben. Während die NATO Angriffe aus der Luft mit dem Ende ihrer Kampfmission 2014 gestoppt hatte, gewähren die USA den Afghanen weiterhin Luftunterstützung.
Gleichzeitig häufen sich die zivilen Opfer. In einem am Montag veröffentlichten Halbjahresbericht der UN heißt es, die Zahl der in Afghanistan durch Luftangriffe getöteten und verletzten Zivilisten sei im Vergleich zu den ersten sechs Monaten des Jahres 2016 um 43 Prozent gestiegen - auf 232 Tote und Verletzte. 37 Prozent der Opfer gingen auf US-Luftangriffe zurück, 48 Prozent auf Attacken der afghanischen Luftwaffe.
jj/qu (dpa, USAF)