1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Immer mehr junge Menschen infiziert

21. März 2020

Sie feiern Partys und kümmern sich weniger um die Vorsorgemaßnahmen. Doch auch Jüngere sind nicht vor dem Coronavirus gefeit: Auf deutschen Intensivstationen werden immer öfter junge infizierte Patienten behandelt.

https://p.dw.com/p/3ZpJa
Deutschland Corona-Krise | Jugendliche draußen
Noch immer kommen viele Jugendliche, wie hier in München, in Gruppen zusammenBild: picture-alliance/dpa/M. Balk

"Die jüngsten symptomatischen Covid-19-Patienten waren Anfang 20 Jahre alt. Insgesamt sehen wir das ganze demografische Altersspektrum, egal ob auf Normalstation oder Intensivstation", sagt der Chefarzt Clemens Wendtner von der Klinik für Infektiologie in der München Klinik Schwabing. Wendtner hat in der Schwabinger Klinik Ende Januar bereits die ersten mit dem Sars-CoV-2-Virus infizierten Patienten in Deutschland behandelt.

"Auch ein junger Patient ist nicht gefeit davor, einen schweren Verlauf zu haben," warnt der Mediziner. "Das soll wachrütteln, dass man sich an die Hygienevorschriften und Regelungen hält." Die Gefahr durch das neuartige Virus sei anfangs unterschätzt worden - von der Politik wie auch von der Wissenschaft, räumt der Mediziner ein.

Deutschland Coronavirus Intensivbett an Uniklinik Dresden
Immer mehr junge Menschen mit Corona-Infektion müssen inzwischen auch auf Intensivstationen behandelt werdenBild: picture-alliance/dpa/R. Bonss

WHO: "Ihr seid nicht unbesiegbar"

Besonders gefährdet seien neben Älteren und Kranken auch allgemein gesunde Patienten mit vorgeschädigter Lunge, also etwa langjährige Raucher und Asthmapatienten, erläutert Chefarzt Wendtner. Aber auch Diabetiker und Menschen mit Bluthochdruck seien betroffen, da damit auch wichtige Organe wie die Lunge weniger gut versorgt würden. Simulationen und epidemiologische Modelle legten nahe, dass die Effekte der Schul- und Ladenschließungen frühestens nach drei Wochen greifen, sagte Wendtner.

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) appellierte an junge Menschen, sich während der Coronakrise an die strengen Ausgangsbeschränkungen zu halten. "Ich habe eine Botschaft für junge Leute", sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus in Genf. "Ihr seid nicht unbesiegbar." Zwar bestehe für ältere Menschen die größte Gefahr, sich mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 anzustecken und die Lungenkrankheit Covid-19 zu entwickeln. "Aber es geht nicht an den Jungen vorbei", sagte Tedros. "Dieses Virus kann auch für euch einen wochenlangen Krankenhausaufenthalt bedeuten, oder es kann euch töten." 

Rapper Eko Fresh richtet sich an die Jugend

Mit einem eindringlichen Appell hat auch Rapper Eko Fresh dazu aufgerufen, die von den Behörden aufgestellten Regeln zur Eindämmung des Coronavirus einzuhalten. "Freunde, was soll das, sich trotzdem zu treffen, gerade in dieser Zeit? Was sollen Grillpartys, Corona-Partys, das ist doch nicht die richtige Einstellung", sagte der Musiker in einem bei Twitter veröffentlichten Video. Fresh erinnerte an die Verantwortung die jeder einzelne jetzt, auch indirekt, habe für Ältere, Menschen mit Vorerkrankung oder Behinderte. "Reißt Euch zusammen, Freunde."

Deutschland München | Coronavirus | Markus Söder, Ministerpräsident
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder verkündete als erster Landesvater eine Ausgangsbeschränkung für sein BundeslandBild: Imago Images/S. Minkoff

Uneinheitliche Vorsorgemaßnahmen in Deutschland sorgen für Verdruss

Derweil sorgt der Flickenteppich von Vorsorgemaßnahmen der Bundesländer in Deutschland für Verdruss. Am Freitag preschten einige Länder schon mit drastischen Einschränkungen des öffentlichen Lebens vor. Am weitesten gehen dabei Bayern und das Saarland: Dort treten an diesem Samstag Ausgangsbeschränkungen in Kraft, die Bürger dürfen ihre Wohnungen nur noch aus triftigen Gründen verlassen.

Auch Länder wie Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen, Sachsen und Hamburg verschärften ihren Kurs. Treffen auch kleinerer Gruppen sind vielerorts nun verboten, Restaurants werden für Gäste geschlossen. In Berlin sah der rot-rot-grüne Senat vorerst von Ausgangssperren ab. Regierungschef Michael Müller (SPD) kündigte aber die Schließung von Restaurants und Einschränkungen für Versammlungen auch mit weniger als 50 Menschen an.

Die Ministerpräsidenten der Länder wollen am Sonntag in einer Schalte mit Bundeskanzlerin Angela Merkel gemeinsam weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Ausbreitung besprechen.

nob/as (dpa, epd)