Im vierten Versuch zum Titel
28. Mai 2017Ein Finale zu verlieren, ist eine der bittersten Pillen, die ein Team zu schlucken hat. Doch wie man sich fühlen muss, wenn man in drei Endspielen in Folge als Verlierer vom Platz geht, ist kaum vorstellbar. Auch wenn es immer heißt, dass Niederlagen eine Mannschaft zusammenschweißen können - jede neue Niederlage muss sich schlimmer anfühlen als die im Jahr zuvor.
Die Spieler von Borussia Dortmund mussten vier lange Jahre warten, bevor sie sich endlich zum DFB-Pokalsieger krönten, doch der Weg zum Erfolg war für die Schwarz-Gelben alles andere als leicht. "Es herrscht absolute Euphorie. Endlich haben wir gewonnen - nach vier verlorenen Endspielen", freute sich Marco Reus gegenüber der DW und rechnete auch das verlorene Finale in der Champions League 2013 gegen Bayern München noch mit.
Diese Euphorie zeigten die Dortmunder Fans schon vor dem Anpfiff, als sie Rauchbomben und bengalische Lichter abfackelten. Sie wollten ihr Team unbedingt gewinnen sehen.
Doch der Erfolg gegen die Eintracht hatte seinen Preis: Reus blieb bei einer Aktion im Rasen hängen, verdrehte sich das Knie und musste die zweite Halbzeit mit dicker Bandage am verletzten Gelenk von der Bank aus mitverfolgen. "Mein Knie hat's erwischt, wir müssen abwarten, was der Arzt morgen sagt", sagte Reus nach dem Spiel.
Doch Reus war nicht der einzige verletzte Spieler: Gemeinsam mit dem flinken Angreifer musste auch BVB-Kapitän Marcel Schmelzer in der Pause angeschlagen vom Feld. Allerdings dachte Schmelzer anschließend weniger an sich selbst als an Mitspieler Reus: "Es tut mir echt leid für ihn. Ich weiß nicht, warum es den Jungen immer wieder trifft", sagte Schmelzer.
Verdiente Sieger
Auf dem Papier war Gegner Frankfurt der Außenseiter, doch auf dem Platz war es enger als gedacht. Die Eintracht erwies sich als harter Gegner und verlangte dem BVB vieles ab - obwohl die Frankfurter Titelträume bereits nach acht Minuten durch Ousmane Dembeles Traumtor ausgeträumt zu sein schienen. Stattdessen aber wurde die Eintracht stärker und antwortete noch vor der Pause mit dem 1:1 durch Rebic. Nur mit Glück und dank des Pfostens, der gegen Haris Seferovics Schuss rettete, brachte der BVB das 1:1 in die Pause.
Danach allerdings spielten die Dortmunder ihre Stärken aus. "In der zweiten Halbzeit waren sie klar besser als wir", bestätigte Frankfurts Trainer Niko Kovac der DW. Dortmund setzte Frankfurt unter Druck und erarbeite sich ein klares Chancenübergewicht, dass sich nach dem berechtigten Elfmeter schließlich auch in Zahlen ausdrückte. "Der Pfiff war berechtigt", gab Kovac zu und ergänzte mit einem Lächeln, das wohl auch den Stolz auf die Leistung seiner Mannschaft ausdrücken sollte. "Unter dem Strich war es ein verdienter Sieg."
"Es war mein Fehler"
Frankfurts Torhüter Lukas Hradecky war dagegen sichtlich enttäuscht. Ein Blick in seine Augen, als er im Stadiontunnel geduldig die Fragen der Journalisten beantwortete, verriet viel über sein Innenleben.
"Es war mein Fehler. Ich habe mich bei meinen Mitspielern entschuldigt", sagte Hardecky, der Pulisic von den Beinen holte und den Elfmeter zum entscheidenden 2:1 für Dortmund verursachte. Sein Trainer wollte davon allerdings nichts wissen - schließlich, so Kovac, habe der Keeper nur seinen Job gemacht.
Doch trotz des negativen Resultats schaut Hradecky positiv in die Zukunft: "Letztes Jahr mussten wir die Relegation spielen, diesmal haben wir es bis ins Pokalfinale geschafft", sagt der Frankfurter Torhüter, dessen Vertrag im kommenden Sommer ausläuft, der das Angebot der Eintracht für eine Verlängerung bislang aber abgelehnt hat.
Wie die meisten Dortmunder Spieler weiß nun auch Hradecky, wie es sich anfühlt, das Finale von Berlin zu verlieren. Aber aufgeben will er deswegen noch lange nicht: "Ich muss das hier unbedingt nochmal erleben."