Im stillen Kämmerlein
17. Oktober 2002Die Meldung von US-Medien wurden am Mittwochabend (16.10., Ortszeit) vom Sprecher des Washingtoner Außenministeriums, Richard Boucher, bestätigt. Danach wies eine hochrangige US-Delegation bei ihrem jüngsten Besuch Anfang Oktober in Pjöngjang darauf hin, dass Nordkorea ein Programm zur Anreicherung von Uran für nukleare Waffen betreibe.
Vertragsbruch
Nordkoreanische Regierungsbeamte hätten eingeräumt, dass es ein solches Programm gebe. Einzelheiten über den Umfang des Programms wurden in der Erklärung nicht genannt. Boucher zufolge verstößt die Regierung in Pjöngjang damit gegen eine Rahmenvereinbarung von 1994. In der Vereinbarung hatte sich Nordkorea zum Verzicht auf sein Atomwaffen-Programm bereit erklärt. Im Gegenzug war Pjöngjang die Lieferung von zwei Leichtwasser-Reaktoren zur Energiegewinnung zugesagt worden. Der US-Nachrichtensender CNN berichtete indessen unter Berufung auf Washingtoner Regierungskreise, dass Nordkorea über genügend Plutonium für mindestens zwei Nuklearwaffen verfüge.
Diplomatie auf Eis gelegt
Das US-amerikanische Außenministerium betonte, dass Bush im Laufe des Sommers einen "kühnen Ansatz" zur Verbesserung der Beziehungen mit Nordkorea entwickelt habe. Unter anderem seien die USA bereit gewesen, wirtschaftliche und politische Schritte zur Verbesserung der Lage des nordkoreanischen Volkes anzubieten. Voraussetzung dafür seien jedoch "dramatische Veränderungen" im Verhalten Pjöngjangs. Darunter fielen selbstredend auch das Programm für Massenvernichtungswaffen und die Unterstützung des Terrorismus. Im Frühjahr war das Land von Präsident George W. Bush neben Iran und Irak zur "Achse des Bösen" gezählt worden.
"Im Lichte unserer Besorgnisse bezüglich des Atomwaffen-Programms sind wir aber nicht der Lage, diesen Ansatz weiter zu verfolgen", erklärt das Außenministerium weiter. Nordkoreas geheimes Programm sei eine ernste Verletzung der in der Rahmenvereinbarung verankerten Verpflichtungen Pjöngjangs. Abschließend betont das Ministerium, die USA suchten eine friedliche Lösung der Situation. "Für jeden in der Region steht etwas auf dem Spiel, und keine friedliebende Nation möchte ein nuklear bewaffnetes Nordkorea sehen." (dpa/arn)