'Von Krise überrascht'
27. März 2008Nach dem Milliarden-Debakel mit zweitklassigen US-Hypothekenkrediten hat der Aufsichtsrat der Deutschen Industriebank (IKB) die Mitschuld am Finanzabsturz des Geldinstituts zurückgewiesen. "Die Krise hat uns ebenso überrascht wie Sie", sagte Aufsichtsratschef Ulrich Hartmann am Donnerstag (27.03.08) vor rund 1.000 Aktionären in Düsseldorf.
Bis zur Bekanntgabe der Fehlspekulationen auf dem US-Hypothekenmarkt im Juli 2007 hätten dem Aufsichtsrat bekannte Prüfungen keinerlei Hinweise auf Risiken ergeben. Über Probleme mit zweitklassigen US-Krediten sei das Gremium erst zu spät durch den Vorstand informiert worden, sagte Hartmann. Auch der nach Ausbruch der Finanzkrise eingesetzte Vorstandsvorsitzende Günther Brünig betonte, der frühere Vorstand sei seiner Informationspflicht unzureichend nachgekommen. Die in den vergangenen Monaten eingegangenen Schadensersatzklagen von Aktionären hielt Brünig jedoch für unbegründet.
Die versammelten Aktionäre zeigten wenig Verständnis für die Berichte von Aufsichtsrat und Vorstand. "Es ist unbegreiflich, wie eine einst grundsolide Bank für den Mittelstand derart verzockt werden konnte", sagte Franz-Richard Schmitz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz unter tosendem Applaus. Hans-Martin Buhlmann von der Vereinigung institutioneller Privatanleger forderte das Management gar auf, ihre Bezüge als "Nothilfe" für die von den Verlusten betroffenen Aktionäre zu spenden.
Sonderprüfung soll Schuld am Milliarden-Debakel klären
Um das Vertrauen der Aktionäre wieder herzustellen, erklärten Aufsichtsrat und Vorstand, die von der Bundesregierung vorgeschlagene Sonderprüfung bei der IKB unterstützen zu wollen. Die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat wird damit verschoben. Durchgesetzt werden soll die Prüfung über den staatseigenen Großaktionär, die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Die KfW hält 43,4 Prozent der Anteile.
Seit Sommer vergangenen Jahres braucht die IKB vom Bund immer wieder Kapitalspritzen in Milliardenhöhe, nachdem der Vorstand lange behauptet hatte, die Risiken aus der US-Hypothekenkrise bewegten sich im einstelligen Millionenbereich. Mit mehreren Rettungspaketen von mehr als acht Milliarden Euro haben KfW, Bund und Banken das Düsseldorfer Institut vor dem Zusammenbruch bewahrt. Erst in der vergangenen Woche hatte die IKB ihre Verluste für das laufende Geschäftsjahr um 250 Millionen auf 800 Millionen Euro nach oben korrigiert.
IKB soll durch schnelle Kapitalerhöhung gestärkt werden
Vorstandsvorsitzender Brünig forderte die Aktionäre unterdessen auf, nach der Krise wieder nach vorn zu blicken und den Kurs der Stabilisierung mitzutragen. "Ich bin überzeugt, dass wir potenziellen Bietern eine attraktive Plattform bieten", sagte Brünig über den laufenden Verkaufsprozess der KfW-Anteile. Bis Ende Februar hätten eine Reihe von Angeboten aus dem In- und Ausland vorgelegen.
Auch wenn das Geschäftsjahr 2008/2009 noch erheblich durch die Folgewirkungen der Krise beeinträchtigt sein werde, sei die Bank insgesamt auf einem guten Weg, betonte Brünig. Zugleich warb er für die auf der Hauptversammlung zur Entscheidung stehende Kapitalerhöhung von 1,5 Milliarden Euro. "Wir brauchen diese Kapitalerhöhung, und sie muss zeitnah durchgeführt werden", sagte der IKB-Chef. Nur so könne die Bank wieder gestärkt am Kapitalmarkt auftreten. (lk)