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Ihre Heimat heißt sie nicht willkommen

Angelina Verbica17. Juli 2015

Griechenland galt für viele Albaner lange als gelobtes Land. Doch die Wirtschaftskrise trifft nicht nur die Arbeitsmigranten, sondern auch die Wirtschaft Albaniens selbst. Eine Rückkehr in die alte Heimat ist schwierig.

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Griechenland, Ein Mann auf der Straße (Foto: REUTERS/Christian Hartmann)
Bild: Reuters/C. Hartmann

Sie weiß nicht, wo es schlimmer ist: In Griechenland oder in Albanien. Zwölf Jahre lang lebte und arbeitete Albana Sako in Griechenland. Seit einem Monat sucht sie nach Arbeit in ihrer Heimatstadt Fier in Albanien.

Bis lang verlief die Suche für die alleinerziehende Mutter ergebnislos. Denn in Fier sind Arbeitsplätze knapp und Mieten hoch. Die 32 jährige Albana Sako wohnt mit ihrem Sohn bei ihren Eltern.

Viele albanische Migranten in Griechenland befinden sich in dem gleichen Dilemma. Die Branchen, in denen sie ihr Geld verdienten, sind von der griechischen Wirtschaftskrise besonders hart getroffen. Die Bauwirtschaft, in der ein Großteil der albanischen Migranten arbeitete, liegt lahm. Auch die Nachfrage nach Haushaltshilfen ging erheblich zurück.

"Vor allem Frauen arbeiteten in privaten Haushalten und waren nicht versichert", sagt der Vorsitzende der Föderation der albanischen Verbände in Griechenland, Etmond Guri. "Die Menschen sind in großer Not, weil sie bei den Banken Kredite für Häuser und Autos aufgenommen haben. Jetzt haben sie ihre Arbeit verloren, aber der Kredit läuft weiter."

"Der Arbeitsmarkt ist zu klein"

600.000 Migranten aus Albanien arbeiten laut Medienberichten in Griechenland, die meisten seit Anfang der 90er Jahre. Sie erlangten dort einen bescheidenen Wohlstand und unterstützten durch ihre Überweisungen ihre Familien in Albanien.

Athen, Bauarbeiter (Foto: ORESTIS PANAGIOTOU dpa +++(c) dpa - Bildfunk)
Die meisten Arbeitsmigranten aus Albanien in Griechenland arbeiten in der BaubrancheBild: picture-alliance/dpa/Orestis Panagiotou

Rund 180.000 Migranten sind nach Angaben des Zentrums für wirtschaftliche und soziale Studien in Tirana nach Albanien zurückgekehrt. Viele hatten gehofft, in ihrer alten Heimat eine Arbeit zu finden, oder mit den letzten Ersparnissen eine neue Existenz aufzubauen.

Doch Albanien bietet keine Perspektiven, es scheint mit der Aufnahme der Rückkehrer überfordert zu sein. "Die Integration ist schwierig, weil in Albanien die Arbeitslosigkeit hoch ist", sagt Odise Kote, stellvertretender Bürgermeister der südalbanischen Stadt Gjirokaster nahe der griechischen Grenze. "Der Arbeitsmarkt ist klein und überfüllt, es gibt keinen Platz für neue Existenzgründungen."

Hinzu kommt, dass sich die griechische Wirtschaftskrise negativ auf Albanien auswirkt. "Dutzende griechisch-albanische Gemeinschaftsunternehmen sind Bankrott gegangen, oder stehen kurz davor. Der Handel zwischen Griechenland und Albanien ist in dieser Region um 55 Prozent eingebrochen“, so Kote.

Vitamin B

Offiziell liegt die Arbeitslosigkeit in Albanien bei 14 Prozent. In Wirklichkeit ist sie aufgrund der weit verbreiteten Schattenwirtschaft wahrscheinlich doppelt so hoch. Der Arbeitsmarkt in Albanien funktioniere immer noch über persönliche Beziehungen, bemängelt Verbandvorsitzender Etmond Guri.

"Rückkehrer haben kein Privates Netzwerk mehr, doch dies ist das Hauptkriterium, um einen Job zu kommen", erklärt Guri. Die Gerüchte, dass man Behörden zwischen 3000 bis 5000 Euro bezahlen müsse, um an einen Arbeitsplatz zu kommen, seien nicht gerade ermutigend.

Etmond Guri (Foto: DW/Angelina Verbica)
Etmond Guri: "Die Menschen sind verzweifelt"Bild: Klix.ba

Albana Sako sind ihre persönlichen Kontakte nach mehr als einem Jahrzehnt als Arbeitsmigrantin in Griechenland abhandengekommen. Ihr elfjähriger Sohn spricht nur gebrochen albanisch mit griechischem Akzent. Die Gleichaltrigen verspotten ihn, er mag deswegen nicht zur Schule gehen.

Was Albana Sako aber am meisten entmutigt, sind die niedrigen Gehälter und die prekären Arbeitsverhältnisse, die auch ihre Brüder hinnehmen müssen. "Sie arbeiten auf dem Bau und bekommen 250 Euro im Monat. Der Chef gibt Ihnen zuerst 50 Euro und den Rest dann, wenn er das Geld hat".

Schweren Herzens zurück nach Griechenland

Angesichts der schwierigen Lage hat sich Albana Sako entschieden, nach Griechenland zurückzukehren."Da kann ich wenigstens dreimal pro Woche halbtags als Haushaltshilfe arbeiten, davon kann ich mich ernähren", sagt sie. In Albanien sei dies nicht möglich.

Viele Migranten folgen ihrem Beispiel. Denn trotz Krise sehen sie in Griechenland immer noch bessere Chancen als in ihrer alten Heimat Albanien. Verbandsvorsitzender Etmond Guri kritisiert die politische Untätigkeit Tiranas.Trotz Bemühungen der neuen albanischen Regierung habe sich für die Rückkehrer noch nichts geändert.

Vizebürgermeister von Gjirokastra Kote räumt die Defizite offen ein. "Die griechische Krise hat Albanien etwas unvorbereitet getroffen", gibt er zu. "Wir haben keinen detaillierten Plan für diese Situation."