Die Höhepunkte aus Frankfurt
16. September 2009Eigentlich ist das Thema nicht neu. Helmut Sailer, Marketing-Chef bei Bosch, erinnert daran, dass es schon in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts Werbebroschüren gab, in denen der Käufer darauf hingewiesen wurden, wie viel Strom verbraucht wird und was es im Jahr kosten wird, wenn er das Gerät nutzt. In den letzten Jahren ist das Thema aber wieder verstärkt ins Bewusstsein gerückt. Laut Branchenangaben gehörten im Jahr 2000 erst gut 30 Prozent der verkauften Haushaltsgeräte zu den hoch energieeffizienten Klassen. Im vergangenen Jahr waren es schon 87 Prozent.
Was also macht den Unterschied der neuen Produkte gegenüber den älteren Geräten aus? Sailer weiß die Antwort: "Wenn Sie manchen Kühlschrank von vor 15 Jahren mit einem Gerät von heute vergleichen, haben Sie Energiereduktionswerte von bis zu 70 Prozent. Wenn Sie einen Geschirrspüler nehmen bis Mitte der Neunziger Jahre, dann haben Sie im Wasserverbrauch Reduktionswerte von 30 bis 40 Prozent."
Innovationen für die Umwelt
Die Entwicklungsingenieure haben sich viel einfallen lassen, um diese Ergebnisse zu erreichen. Helmut Sailer erklärt das am Beispiel eines Geschirrspülers: "Über ein Sensorsystem wird das Wasser nach einem Spülgang geprüft: Wie schmutzig ist das Wasser, wie hoch ist die Partikeldichte? Aus tausenden Versuchen weiß man, dass das Wasser noch mal für einen zweiten Spülgang verwendet werden kann. Das bedeutet, Sie sparen schon mal mehrere Liter Wasser." Außerdem nutze man die Restwärme des Wassers von ca. 35 Grad, so dass das Aufheizen von vielleicht 10 Grad Trinkwassertemperatur auf 60 Grad erspart bleibt, so Sailer weiter. Nur ein Beispiel dafür, wie durch eine neue Sensor-Technologie, Wasser und Energie gespart werden können.
Um die Einsparung von Wasser und Strom geht es natürlich auch bei Waschmaschinen und Wäschetrocknern, die auf der IFA gezeigt werden. Eine Weltneuheit hat sich der südkoreanische LG-Konzern patentieren lassen. "Direct Drive" heißt der neue Waschmaschinen-Antrieb, der den Riemen, den externen Motor sowie die Antriebsscheibe überflüssig macht. Volker Stadler, Produkttrainer bei LG, erläutert: "Unsere Waschmaschinen sind leiser und effektiver, da dieser Motor direkt auf der Trommel hinten befestigt ist und die Kraft direkt auf die Trommel überträgt. Dadurch sparen wir Platz und wir können die Kapazität erweitern." Bis zu 11 kg Wäsche kann die neue Maschine bei einem Wasserverbrauch von nur 7 Litern waschen. Dank des neuen Antriebs sei sie aber nicht nur sparsam, sondern auch sehr leise, so Stadler.
Neue Kältetechnik für den Haushalt
Nicht weniger beeindruckend auch die Innovationen bei den Kühlschränken, die immer häufiger als Side-by-Side-Kühl- und Gefrierkombinationen mit praktischen Funktionen wie Getränke- und Eisspender daher kommen. High-Tech-Elektronik ermöglicht eine bessere Klimazonenregelung. Neue Kompressoren-Technik und Isolationsmaterialien sorgen dafür, dass auch die Kühlschränke leiser werden und mehr Platz für die Lebensmittel bei gleicher Größe zur Verfügung steht.
Produkte, die zugleich die höchste Energieeffizensklasse "A++" erfüllen, sind natürlich besonders gefragt. Bei der neuen Einbau-Geräte-Reihe "CoolConcept" von Siemens ist dies der Fall. Darin werden mehrere Konzepte vereint, erklärt Produktmanager Dietmar Mädler. Mit einer neuen Kältetechnik, die von der Rückseite des Gerätes bzw. der Kompressornische in den Sockel des Schrankes verlagert wurde, konnte zum Beispiel mehr Nutzinhalt gewonnen werden, so Mädler. Damit können auch die untersten Schubladen in voller Tiefe genutzt werden. Auch dank einer blendfreien LED-Beleuchtung, die ein Geräteleben lang halten soll, könne Strom gespart werden. 'Vitafresh', das heißt Kühlen bei nahezu 0 Grad, und 'NoFrost', also nicht mehr Abtauen zu müssen, sind weitere Features der modernen Kühlgeräte.
"Abwrackprämie" auch für Haushaltsgeräte
Die Entwicklung umweltschonender Technologien für die Haushaltsgeräte nimmt auch die Politik wohlwollend zur Kenntnis. Bundeskanzlerin Angela Merkel stellte bei der IFA-Eröffnung fest, dass das Kundenbewusstsein gestiegen sei und das Preis-Leistungs-Verhältnis attraktiver werde.
Die Haushaltsgeräte-Hersteller ihrerseits spielen den Ball zurück. Ein lang gehegter Traum ist eine Abwrackprämie für die über alle Maßen Strom fressenden Kühlschränke und am besten gleich auch für den Rest der in vielen Haushalten stehenden Altgeräte. Aus den Branchen-Verbänden ist immer wieder zu hören, dass eine solche Förderung mit der derzeit amtierenden Bundesregierung praktisch schon fertig verhandelt gewesen sei, dann aber doch nicht kam. Angesichts eines seit dem Jahr 2000 um rund 46 Prozent gestiegenen Strompreises hat aber inzwischen auch der Verbraucher ein manifestes Interesse an einem effizienten Umgang mit der Energie und damit einer Senkung seiner Stromkosten. Gerade die Messe IFA macht erneut deutlich, dass die Potentiale der Energieeinsparung inzwischen beachtlich sind.
Autor: Manfred Böhm
Redaktion: Anna Sigrist