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"Höchstleistung verträgt kein Mittelmaß"

Markus Roman27. Januar 2005

"Nobody is perfect, but a team can be", sagte Klaus Kleinfeld im Juli 2004. Beim perfekten Team steht selbstverständlich er an der Spitze: Am 27.1.2005 folgte er offiziell Siemens-Vorstands-Chef Heinrich von Pierer nach.

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Klaus Kleinfeld wird der neue Mann bei SiemensBild: Siemens

Sein Lebenslauf liest sich wie der amerikanische Traum - nur in Deutschland. Seine Familie floh nach dem zweiten Weltkrieg nach Bremen. Sein Vater, ein Hilfsarbeiter, starb, als Kleinfeld zehn war, als Gymnasiast half er im Supermarkt für zwei Mark pro Stunde aus. Heute verdient er mehr als drei Millionen Euro im Jahr.

Von den Warenregalen bis zur Konzernspitze des größten industriellen Arbeitgebers in Deutschland ging der 47-Jährige kompromisslos und erfolgreich, immer getreu seinem Motto: "Höchstleistung verträgt kein Mittelmaß". Nach seinem Abschluss als Diplom-Kaufmann 1982 wies ihm seine Arbeit am Institut für empirische Sozialforschung in Nürnberg bereits den Weg Richtung Siemens: Der Konzern war der wichtigste Kunde.

Erfolgreiche Sanierung von Siemens USA

Folgerichtig startete Kleinfeld bei Siemens ab 1987 durch, machte nebenbei seinen Doktor, baute unter anderem die interne Unternehmensberatung auf und brachte ab 2001 die US-Sparte auf Trab. Aus einem Minus von mehr als 500 Millionen Euro wurde ein Plus in selber Höhe. Zimperlich war Kleinfeld dabei aber nicht: 10.000 Stellen baute er ab.

Kleinfelds Devise "Work hard, play hard" könnte nach den Befürchtungen der Gewerkschaften auch die deutsche Belegschaft zu spüren bekommen, wenn auch nicht auf einen Schlag. Kleinfeld will "Investition um Investition korrigieren", was wohl bedeutet, dass der Standort Deutschland immer weniger Anteil an der Siemensbelegschaft haben könnte. Denn obwohl hierzulande 38 Prozent der 433.000 Siemens-Mitarbeiter beschäftigt sind, erwirtschaften sie nur 20 Prozent des Umsatzes.

Problemkind Telekommunikation

Galerie Top-Manager Heinrich von Pierer
Hinterlässt Kleinfeld den "schönsten Job der deutschen Wirtschaft": Heinrich von PiererBild: dpa

Besonders eine Sparte wird der Opernfan und Hobby-Marathonläufer ins Visier nehmen - die mobile Telekommunikation. Denn die Handysparte krankt bei Siemens, 152 Millionen Euro Verlust machte sie im letzten Geschäftsjahr. Eine Studie der Unternehmensberatung Accenture, veröffentlicht in der WirtschaftsWoche, kommt zu einem ernüchternden Urteil: Danach schafft es Siemens einfach nicht, seinen Mobiltelefonen das "gewisse Etwas" zu verpassen, hinkt Innovationen ständig hinterher.

Seit Anfang 2004 brachte Kleinfeld neuen Wind in die Abteilung. Er legte Festnetz und Mobilfunk zusammen und trotzte Betriebsräten und Belegschaft längere Arbeitszeiten ohne Lohnausgleich ab - gegen eine Beschäftigungsgarantie von zwei Jahren. Geholfen hat es nicht. Der scheidende Siemens-Chef Pierer gab die Linie für den Mobilfunk vor: Verkaufen, einen Partner finden, sanieren oder schließen.

Kein "knallharter Kostenrambo"

Der Umgang mit der Telekommunikationssparte wird wohl Kleinfelds erster Bewährungstest, tausende Arbeitsplätze könnten betroffen sein. Und diesmal reicht es nicht, wie bei einer Pressekonferenz Anfang Januar ein Handy der Konkurrenz im Wasserglas zu versenken; so viele Wassergläser hat auch Siemens nicht.

Als "knallharter Kostenrambo" will Kleinfeld dabei aber nicht gelten. Er weiß, wie wichtig es ist, sich selbst und das Unternehmen im richtigen Licht zu präsentieren. In seiner Dissertation über Corporate Identities wies er nach: Image und Unternehmenserfolg hängen eng zusammen.