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Katastrophe

Hungersnot bedroht Millionen Nordkoreaner

3. Mai 2019

Nordkorea steht laut einem UN-Bericht vor einer schweren Nahrungsmittelkrise. Die Ernte der letzten Saison sei die schlechteste seit zehn Jahren gewesen. Mehr als zehn Millionen Menschen hätten nicht genug zu essen.

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Nordkorea: Schwere Dürre sorgt für kritische Versorgungslage
Wiederkehrende Dürren: Ein vertrocknetes Maisfeld in Nordkorea im Februar 2016Bild: picture-alliance/W. Maye-E

Der Lebensmittelmangel in Nordkorea hat sich den Vereinten Nationen (UN) zufolge verschärft und einen neuen Höhepunkt erreicht. Nach der schlechtesten Ernte seit einem Jahrzehnt habe die kommunistische Führung die täglichen Nahrungsrationen auf 300 Gramm reduziert, teilten das Welternährungsprogramm (WFP) und die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) der UN mit.

Dürren und Überschwemmungen

Eine gemeinsame Studie ergab demnach, dass dem Land 1,36 Millionen Tonnen Nahrung fehlen, die auch nicht durch Importe ersetzt werden könnten. Die Folge seien ein "beunruhigend geringer Konsum" und eine einseitige Ernährung, die vor allem Kinder, Schwangere und Stillende schädige. Die staatlichen Versorgungseinrichtungen in Nordkorea, einzige Bezugsquelle für weite Teile der Bevölkerung, hätten die Rationen bereits auf das geringste Maß gekürzt. Ohne Hilfe von außen müsse man mit einer weiteren Verringerung in den Monaten Juni bis Oktober rechnen, hieß es.

Pjöngjang, Nordkorea Gewächshaus der Welthungerhilfe
Hilfe von außen: Gewächshäuser der Welthungerhilfe in PjöngjangBild: Deutsche Welthungerhilfe

Wegen der schweren Ernteeinbußen als Folge von Dürren und Überschwemmungen würden gut zehn Millionen der rund 25 Millionen Einwohner in dem abgeschotteten Staat unter einem massiven Lebensmittelmangel leiden. "Das bedeutet, dass sie nicht genügend Nahrung bis zur nächsten Ernte haben", sagte WFP-Sprecher Herve Verhoosel. Insgesamt sind 17,5 Millionen Nordkoreaner auf staatliche Lebensmittelrationen angewiesen.

Auch die Aussichten für die Ernte in diesem Jahr seien besorgniserregend, sagte Verhoosel. Zumal neben schlechten Klimabedingungen auch ein Mangel an Treibstoff, Düngemitteln und Ersatzteilen die Not der Landwirtschaft verstärke. Zudem sei die Protein-Versorgung der Bevölkerung sehr schlecht. Einige Familien könnten eiweißhaltige Nahrung nur selten im Jahr zu sich nehmen.

Zeichen der Entspannung

Die beiden UN-Behörden gehören zu den wenigen Organisationen, die Zugang zu dem international isolierten Land haben, das zusätzlich unter Sanktionen wegen seines Atom- und Raketenprogramms leidet. Ein zweites Gipfeltreffen von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un mit US-Präsident Donald Trump zur Lösung des Konflikts wurde im Februar ergebnislos abgebrochen. Die Spannungen verschärften sich seitdem wieder.

Herve Verhoosel - Leitender Sprecher UN World Food
"Müssen Menschen in Not helfen": WFP-Sprecher Herve VerhooselBild: picture-alliance/S. Stjernkvist

Neue Entspannungssignale kommen nun aus Japan. Ministerpräsident Shinzo Abe erklärte sich zu einem Treffen mit Kim ohne Vorbedingungen bereit und deutete damit eine Kurswende in der japanischen Nordkorea-Politik an. Dies sei die einzige Möglichkeit, das langanhaltende Misstrauen zwischen beiden Ländern zu beenden, sagte Abe der Zeitung "Sankei" einen Tag nach einem Treffen mit Trump in Washington. Er hoffe, Kim sei ein Staatsmann, "der flexibel und strategisch entscheiden kann, was das Beste für sein Land ist".

Bereits Mitte der 1990er Jahre kamen drei Millionen Menschen in dem Land bei einer Hungersnot ums Leben. Auf die Frage, warum die internationale Gemeinschaft für ein Land aufkommen solle, das Milliardenbeträge in Raketen- und Atomprogramme investiert, sagte WFP-Sprecher Verhoosel: "Wir mischen uns nicht in die Politik ein. Wenn wir Menschen in Not sehen, müssen wir helfen."

pgr/uh (rtr, kna, dpa)