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Hunderte Tote nach Erdbeben

27. Oktober 2015

Nach dem schweren Erdbeben in Afghanistan und Pakistan steigt die Zahl der Opfer weiter. Die Situation wird durch blockierte Straßen, unterbrochene Telefonverbindungen und extrem kalte Nächte verschärft.

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Verwandte bringen eine verletzte Person in ein Krankenhaus in Peschawar (Foto: AFP)
Verwandte bringen eine verletzte Person in ein Krankenhaus in PeschawarBild: Getty Images/AFP/A Majeed

Im Erdbebengebiet in der Hindukusch-Region haben Helfer am Dienstag die Suche nach Opfern fortgesetzt. In Pakistan wurden nach offiziellen Mitteilungen bereits 230 Tote geborgen, in Afghanistan waren es über 70. Die Behörden rechnen mit weiter steigenden Totenzahlen. Im Dreiländereck Pakistan, Afghanistan und Tadschikistan entstanden bei dem Beben der Stärke 7,5 am Montag schwere Schäden.

Wegen unterbrochener Telefonverbindungen und der schlechten Infrastruktur in der Region waren genaue Angaben nur schwer zu bekommen. Der Gouverneur der Provinz afghanischen Badachschan sagte, er befürchte, dass mehrere Wohngebiete in dem Berggebiet stark betroffen seien. Das Zentrum des Bebens lag nahe der afghanischen Stadt Dschurm in der dünn besiedelten nordöstlichen Hindukusch-Region.

Ein Mann in Faisabad sammelt herabgefallene Steine auf dem Dach seines Hauses auf (Foto: Reuters)
Ein Mann in Faisabad sammelt herabgefallene Steine auf dem Dach seines Hauses aufBild: Reuters

Stromnetze und Kommunikationsverbindungen brachen in Teilen Pakistans, Afghanistans und Nordindiens zusammen, Häuser stürzten ein, Straßen wurden blockiert. Überall rannten Menschen in Panik auf die Straßen. In der afghanischen Provinz Takhar kostete eine vom Beben ausgelöste Massenpanik zwölf Schülerinnen das Leben. Die Mädchen hätten versucht, ihre Schule zu verlassen, sagte der Chef des Provinzkrankenhauses. Allein im nordpakistanischen Peshawar gab es nach Angaben eines Krankenhausarztes "mehr als hundert Verletzte". Viele Häuser und Gebäude stürzten ein. Zahlreiche Opfer wurden noch unter den Trümmern vermutet.

Verkehrswege durch Erdrutsche blockiert

Ein Augenzeuge in Abbottabad berichtete der Zeitung "Dawn", in seiner Region seien mehrere Erdrutsche ausgelöst worden. Erdrutsche blockierten auch die Hauptverbindungsstraße zwischen Pakistan und China. Nach Angaben der Verkehrsbehörde steckten tausende Reisende in der abgelegenen Region fest. Auch im Swat-Tal gebe es viele Schäden, schrieb die pakistanisch-kanadische Dokumentarfilmerin Sharmeen Obaid-Chinoy auf Twitter.

Pakistan mobilisierte seine Armee und versetzte die Militärhospitäler in Alarmzustand. Die Luftwaffe hielt sich für Rettungseinsätze bereit. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sprach den Betroffenen in der Region sein Beileid aus und wünschte den Verletzten eine rasche Genesung. Er versprach, dass die Vereinten Nationen zur Unterstützung bei den Rettungsarbeiten bereit stünden, falls es Bedarf gebe. Auch Indiens Premierminister Narendra Modi bot den betroffenen Regionen Hilfe an. Er betonte, dies gelte auch für Pakistan - das ist der Erzfeind Indiens.

Gebete vom Präsidenten

Mitarbeiter der Welthungerhilfe sondierten die Lage am Hindukusch. Sie verwiesen darauf, dass das dünn besiedelte Berggebiet in Afghanistans nordöstlicher Provinz Badachschan nur schwer zugänglich ist. Die nächtlichen Temperaturen von bis zu minus zehn Grad würden die Menschen vor große Probleme stellen, teilte die Organisation in Bonn mit.

Afghanistans Präsident Ashraf Ghani schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter, er bete für die Opfer. Regierungsgeschäftsführer Abdullah Abdullah erklärte: "Um weitere Schäden und Opfer zu vermeiden, haben wir die Menschen dazu aufgerufen, im Freien zu bleiben, weil es Nachbeben geben könnte."

Karte Erdbeben Afghanistan 26.10.2015 Deutsch

Die Erschütterungen waren bis in die indische Hauptstadt Neu Delhi und in die nepalesische Hauptstadt Kathmandu zu spüren. Das Zentrum des Bebens lag rund 70 Kilometer südlich der afghanischen Stadt Faisabad, wo die Bundeswehr bis 2012 ein Außenlager unterhielt. "Was es günstiger macht ist, dass das Beben sehr tief ist, also 205 Kilometer", sagte Professor Frederik Tilmann vom Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ) der dpa. Das Ausmaß der Schäden sei voraussichtlich sehr viel geringer als es 2005 in Kaschmir, "wo wir Zehntausende Tote hatten bei einer ähnlichen Amplitude".

stu/gri (afp, dpa)