Gefangene Palästinenser beenden Hungerstreik
27. Mai 2017Sowohl der Leiter des Vereins der palästinensischen Gefangenen, Kaddura Fares, als auch die Sprecherin der israelischen Gefängnisbehörde, Nicole Englander bestätigten, dass eine Vereinbarung getroffen wurde und damit der Hungerstreiks nach 40 Tagen zu Ende ist.
Nach übereinstimmenden Angaben beider Seiten hatten beginnend mit dem 17. April rund 1500 Häftlinge die Nahrungsaufnahme verweigert. Sie forderten unter anderem Zugang zu Telefonen, erweiterte Besuchsrechte, eine bessere medizinische Versorgung und ein Ende von Folter und Missbrauch. Englander sagte, dass zum Ende noch mehr als 800 Inhaftierte am Streik beteiligt waren. Ihr zufolge mussten 18 Menschen im Krankenhaus behandelt werden.
Zu dem umfassendsten Hungerstreik von Palästinensern seit Jahren hatte der lebenslang einsitzende Palästinenserführer Marwan Barghuti aufgerufen. Fares sagte, die Verhandlungen hätten am Freitag begonnen und 20 Stunden gedauert. Ihm zufolge waren es die ersten Verhandlungen seit Beginn des Streiks. Nach Angaben des Gefangenenvertreters hat auch Barghuti an den Gesprächen teilgenommen.
Nach Angaben der israelischen Behördensprecherin sollen die Gefangenen künftig Anspruch auf zwei Angehörigen-Besuche pro Monat haben - bisher war nur ein Besuch erlaubt. Damit wurde eine zentrale Forderung der Häftlinge erfüllt.
Proteste auch außerhalb der Gefängnismauern
Im besetzten Westjordanland hatte es in den vergangenen Wochen mehrfach Demonstrationen gegeben, bei denen die Palästinenser ihre Solidarität mit den Gefangenen im Hungerstreik bekundeten. Bei Zusammenstößen mit israelischen Sicherheitskräften wurden dutzende Palästinenser verletzt.
Als Solidaritätsbekundung hatten Palästinenser im Westjordanland und dem Gazastreifen vergangenen Montag zu einem "Tag des Zorns" und zum Generalstreik aufgerufen. Wie palästinensische Medien berichteten, waren Geschäfte, öffentliche Einrichtungen und das Transportwesen von dem Streik betroffen. Ausgenommen waren Schulen und Gesundheitseinrichtungen.
Viele Israelis halten die Häftlinge für Terroristen und interessieren sich nicht für ihre Bedürfnisse. Mehr als 6000 Palästinenser sind momentan für Straftaten in Verbindung mit dem Nahost-Konflikt inhaftiert. Die Anklagen reichen von Steinewerfen über Waffenbesitz bis hin zu Angriffen, bei denen israelische Zivilisten oder Soldaten verletzt oder getötet wurden.
ust/uh (afp, ap, dpa, rtr, kna)