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Hooligans stören Trauer in Brüssel

27. März 2016

Hunderte Rechtsextreme haben das Gedenken auf dem Brüsseler Börsenplatz gestört. Fernsehbilder zeigen teilweise vermummte Personen in schwarz. Sie skandierten: "Belgische Hooligans. Wir sind hier zu Hause".

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Brüssel Hooligans Rechtsradikale Demonstration Ausschreitungen
Bild: Reuters/Y. Herman

Polizisten rückten zur Sicherung des Platzes an. Es kam zu Rangeleien mit Beamten, die mit Schlagstöcken, Schildern und Helmen ausgerüstet waren. Die Sicherheitskräfte setzten Wasserwerfer ein, um die aufgebrachte Menge in den Griff zu bekommen. Viele der Hooligans sollen stark alkoholisiert gewesen sein. Zehn von ihnen wurden festgenommen.

Brüssels Bürgermeister Yvan Mayeur reagierte "entsetzt". Die Hooligans hätten schlicht Trauernde "provozieren" wollen, sagte er der Nachrichtenagentur Belga. "Wir wurden gestern gewarnt, dass sie kommen könnten und ich sehe, dass nichts getan wurde, um sie davon abzuhalten", kritisierte er an die Adresse der Polizei. Auch der belgische Premierminister Charles Michel verurteilte die Proteste.

Die Versammelten hatten einen Aufruf der Behörden ignoriert, den für Oster-Sonntag geplanten Marsch wegen Überlastung der Polizei abzusagen. Nach Angaben des Senders RTBF beteiligten sich zwischen 500 und 1000 Menschen an der Kundgebung im Zentrum Brüssels.

Demonstranten und Gegendemonstranten

Nach Einschätzungen von Augenzeugen vor Ort handelte es sich bei vielen Demonstranten um mutmaßlich Rechtsextreme. Ihnen stellten sich Gegendemonstranten entgegen, die Slogans wie "Brüssel multikulturell" riefen. Zu den aktuellen Vorgängen twitterte DW-Korrespondent Bernd Riegert:

Unterdessen fahndet die Polizei nach den verheerenden Brüsseler Anschlägen weiter nach mutmaßlichen Terroristen. Am Sonntagmorgen gab es an verschiedenen Orten insgesamt 13 Hausdurchsuchungen, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, die meisten davon im Großraum Brüssel.

Neue Festnahmen, neue Freilassungen

Die Razzien stünden im Zusammenhang mit Terrorismus-Ermittlungen. Eine ausdrückliche Verbindung zu den Attentaten vom Dienstag stellte die Behörde aber nicht her. Von den insgesamt neun festgenommenen Personen wurden bis zum Nachmittag fünf wieder auf freien Fuß gesetzt. Bei den übrigen sollte ein Richter im Laufe des Tages über eine mögliche Untersuchungshaft entscheiden.

Bei den Terroranschlägen in Brüssel am Flughafen und in einer U-Bahn hatten drei Selbstmordattentäter ingesamt 28 Menschen mit in den Tod gerissen,außerdem wurden rund 340 Personen verletzt. Bislang wurden 24 der 28 Todesopfer identifiziert - von ihnen sind 13 Belgier und elf Ausländer, darunter ist eine Deutsche. Da in den Krankenhäusern noch mehr als 60 Menschen auf der Intensivstation behandelt werden, schließen die Behörden weitere Todesopfer nicht aus.

Keine Hinweise auf Anschläge in Deutschland

Die Bundesregierung hat nach Angaben von Innenminister Thomas de Maizière, CDU, derzeit keine Hinweise auf geplante Anschläge in Deutschland. Den Sicherheitsbehörden lägen "keine solchen Hinweise vor, dass wir Veranstaltungen absagen oder bestimmte Gebiete sperren müssten", sagte de Maizière der Zeitung "Bild am Sonntag". Die Lage sei jedoch "angespannt".

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier kündigte eine große Antiterrorismuskonferenz für den Sommer in Berlin an. Dabei solle es vor allem um Prävention von Extremismus unter jungen Menschen gehen, teilte der SPD-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe mit. Deutschland führt derzeit den Vorsitz in der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).

haz/ kle (dpa, afp)