Hongkong Spitzenreiter beim Elektroschrott
15. Januar 2017Asien entwickelt sich zu einer gigantischen Müllkippe für Elektronik-Müll. Nach einer Studie der Universität der Vereinten Nationen (UNU) landeten 2015 in der Region rund 12,3 Millionen Tonnen gebrauchter Geräte auf dem Müll. Als Vergleich zogen die Forscher eines der sieben Weltwunder heran: Das Gewicht entspreche dem Doppelten der Pyramide von Gizeh.
Nach Spitzenreiter Hongkong mit 21,7 Kilogramm pro Person und Jahr rangieren mit Singapur (19,95), und Taiwan (19,53) weitere asiatische Staaten. Europa liegt mit 15,6 Kilogramm pro Person vergleichsweise weit zurück. Ebenfalls begutachtet wurden Indonesien, Malaysia, Südkorea, Thailand, die Philippinen, Vietnam und Kambodscha.
Damit habe sich die Menge an Elektronik-Müll in den vergangenen fünf Jahren um 63 Prozent erhöht, heißt es in dem Bericht. Die Autoren warnen darin, dass fast alle Länder Asiens ihre Recycling- und Entsorgungssysteme verbessern müssten.
Mehr Wohlstand - mehr Müll
Über viele Jahre hinweg seien China und andere Länder der Region von den Industrienationen als Müllhalde für ausrangierte Elektronikprodukte missbraucht worden, stellen die Wissenschaftler fest. Die Entsorgung erfolgte mit unsicheren Methoden, aber superbillig in irgendwelchen Hinterhoffabriken.
Doch in den vergangenen Jahren seien die Bewohner dieser Staaten ihrerseits zunehmend zu Verursachern von Elektroschrott geworden. So habe China 2015 doppelt so viel E-Müll produziert wie noch fünf Jahre zuvor, führt der UNU-Bericht aus.
Als Ursache geben die Autoren vor allem den gestiegenen Wohlstand in vielen asiatischen Ländern an: Immer mehr Menschen könnten sich immer mehr Geräte leisten, die wiederum immer kürzere Lebenszeiten hätten. In armen Ländern wie Kambodscha, den Philippinen und Vietnam liegt die Pro-Kopf-Menge an Elektroschrott mit weniger als einem Kilogramm dementsprechend weit hinter den reicheren Ländern zurück.
Gefährliche Entsorgung
Die Studie der Vereinten Nationen weist auch auf die Gefahren hin, die bei unsachgemäßer Entsorgung von elektrischen Geräten drohen. Besonders "offenes Verbrennen und Säurebad-Recycling" hätten "schwerwiegende negative Auswirkungen", heißt es in der Studie.
So sei in Städten wie dem chinesischen Guiyu, dessen Wirtschaft nahezu komplett auf das Recycling von E-Geräten ausgerichtet sei, das Wasser mit Schwermetallen kontaminiert, Wasser und Luft seien mit Schadstoffen verseucht. Im Blut von Kindern wurden hohe Bleikonzentrationen gemessen. Darauf seien etliche Krankheiten zurückzuführen, unter anderem Schilddrüsenstörungen, die Schwächung der Lungenfunktion und Wachstumsprobleme.
mak/cgn (dpa, afpe)