Hongkong kommt nicht zur Ruhe
Chaos auf den Straßen der chinesischen Sonderverwaltungszone: Neben gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei kam es am Sonntag auch zu einem Angriff maskierter Männer auf Regierungsgegner.
Massenprotest mit Zwischenfällen
Barrikaden, heulende Sirenen, Verletzte: Nach dem dritten großen Protestmarsch seit Juni ist es in Hongkong wieder zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Vor den Ausschreitungen am Sonntag waren nach Angaben der Organisatoren 430.000 Menschen gegen ein umstrittenes - derzeit auf Eis liegendes - Auslieferungsgesetz und Chinas wachsenden Einfluss auf die Straße gegangen.
Tränengas und Gummigeschosse
Die Sicherheitskräfte gingen mit Tränengas und Gummigeschossen gegen die Demonstranten vor. Die forderten neben dem offiziellen Widerruf des Auslieferungsgesetzes eine unabhängige Untersuchung der Polizeigewalt bei früheren Protesten. Die Organisatoren kritisierten außerdem, dass die Polizei dieses Mal nur eine kürzere Marschroute erlaubt hatte, die in einem dicht bevölkerten Stadtteil endete.
Peking im Visier
Erstmals richtete sich die Wut der Demonstranten nicht allein gegen die Hongkonger Regierung, sondern auch direkt gegen die chinesische Vertretung. Hunderte Menschen zogen nach dem Protestmarsch zum chinesischen Verbindungsbüro und bewarfen es mit Eiern und schwarzer Farbe. Die Reaktion kam prompt: Die Demonstranten seien "impulsive und rücksichtslose junge Leute", schrieb etwa die "China Daily".
Chinesische Schlägertrupps?
Nicht nur die Polizei ging mit Gewalt gegen die Demonstranten vor. An einem Bahnhof (nicht abgebildet) attackierten Männer in weißen T-Shirts Regierungskritiker mit Holzstöcken und Metallstangen. Kritiker werfen der Polizei vor, zu spät eingegriffen zu haben. Der bei dem Vorfall verletzte Abgeordnete Lam Cheuk Ting machte Mitglieder krimineller chinesischer Banden für den Angriff verantwortlich.
Symbol der Demokratiebewegung
Auch fünf Jahre nach den in den Medien als "Regenschirm-Revolution" bezeichneten Proteste bleibt der Regenschirm ein Symbol der Demokratiebewegung in Hongkong, wie dieses Bild von den Zusammenstößen zwischen Regierungsgegnern und Sicherheitskräften am Sonntagabend zeigt. Den Demonstranten dienen die Schirme als Schutz - vor Sonne, Regen, Pfefferspray oder Tränengas.
Auch die Gegenseite zeigt Flagge
Neben den Verfechtern von mehr Demokratie gehen inzwischen auch die Unterstützer der umstrittenen Regierung unter Carrie Lam in Hongkong auf die Straße. Am Samstag hatten bei einer prochinesischen Kundgebung mehr als 100.000 Menschen unter anderem ihre Solidarität mit der Polizei demonstriert. Hongkong wird seit 1997 unter chinesischer Souveränität autonom in den eigenen Grenzen regiert.