Hohe Haftstrafen wegen Mordes an Kriminalreporter de Vries
12. Juni 2024Drei Jahre nach der Ermordung des niederländischen Kriminalreporters Peter R. de Vries auf offener Straße hat ein Gericht in Amsterdam hohe Haftstrafen gegen die drei Hauptangeklagten verhängt. Der Schütze, Delano G., und der Fahrer des Fluchtautos, Kamil E., erhielten jeweils 28 Jahre Haft. Ein dritter Angeklagter, Krystian M., wurde wegen der Planung der Tat zu 26 Jahren Haft verurteilt. Delano G. und Kamil E. waren direkt nach der Tat festgenommen worden.
Gericht spricht von "Hinrichtung"
Die Schuld der drei Hauptangeklagten an dem Mord sei zweifelsfrei erwiesen, stellten die Richter im Hochsicherheitsgericht in Amsterdam fest. Sie hätten "keinerlei Respekt vor dem menschlichen Leben gezeigt", sagte der Vorsitzende Richter Gert Oldekamp und sprach von "ungeheurer Skrupellosigkeit und Gewissenslosigkeit". Es gebe hinreichende Beweise und die Tat sei "minutiös geplant" worden.
Der Mord an de Vries stand nach Überzeugung der Ermittler im Zusammenhang mit der Strafverfolgung des berüchtigten Drogenbosses Ridouan Taghi, der im Februar zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Der Kriminalreporter war eine Vertrauensperson des früheren Bandenmitglieds Nabil B., der zum Kronzeugen in dem Mammut-Prozess gegen Taghi wurde.
Im Laufe des fast sechs Jahre dauernden Prozesses gegen den Kopf des Drogenkartells Mocro Maffia wurden außer de Vries noch zwei weitere Menschen mit Verbindungen zu Nabil B. ermordet: 2018 Nabils Bruder und 2019 sein Anwalt. Der Prozess zum Mord an de Vries fand deshalb in einem hochgesicherten Gerichtsgebäude in Amsterdam statt, das allgemein als der "Bunker" bekannt ist.
Auch weitere Mittäter verurteilt
Gegen drei weitere Männer wurden wegen Beihilfe zum Mord Haftstrafen zwischen zehn und 14 Jahren verhängt. Zwei Männer, denen Beteiligung an einer kriminellen Organisation vorgeworfen worden war, wurden freigesprochen. Ein neunter Angeklagter wurde vom Vorwurf der Mittäterschaft freigesprochen, aber wegen Drogenbesitzes verurteilt. Alle Angeklagten hatten auf nicht schuldig plädiert.
De Vries hatte zunächst als Polizeireporter für die niederländische Zeitung "De Telegraaf" gearbeitet und wurde vor allem durch seine Berichterstattung über die Entführung des Millionärs Freddy Heineken im Jahr 1983 bekannt. Später wechselte de Vries zum Fernsehen und machte sich durch seine Rolle bei der Aufklärung aufsehenerregender Kriminalfälle sowie als Sprecher von Opfern einen Namen. Nach seiner Ermordung erwiesen tausende Niederländer de Vries die letzte Ehre.
ch/kle (afp, dpa)