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Hoffnungsschimmer für den Diesel

Klaus Ulrich
15. Februar 2019

Erstmals seit drei Jahren ist die Zahl der Neuzulassungen von Diesel-PKW in Deutschland wieder leicht gestiegen. Experten horchen auf. Steht der Selbstzünder vor einem Comeback?

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Bild: picture-alliance/dpa/S. Kahnert

In der EU ist der Marktanteil von Diesel-Pkw weiter stark rückläufig - nicht aber in Deutschland. Die Neuzulassungen von Selbstzündern in den fünf größten EU-Märkten Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien sanken insgesamt um 19 Prozent, nachdem sie im Jahr 2018 ebenfalls bereits um 19 Prozent eingebrochen waren. Besonders deutlich fiel der Rückgang in Spanien und Italien aus.

Gegen den Trend konnte der Diesel in Deutschland hingegen erstmals seit Ausbruch der Dieselkrise im Jahr 2015 wieder Marktanteile gewinnen: Die Neuzulassungen von Dieselfahrzeugen stiegen im Januar im Vergleich zum Vorjahresmonat um zwei Prozent, während der Absatz benzinbetriebener Pkw um acht Prozent zurückging.

Mit einem Anteil von gut 57,6 Prozent bei den insgesamt 265.702 neuzugelassenen PKW liegen die Benziner weit vor den Dieseln, die einen Marktanteil von 34,5 Prozent schaffen.

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Gebrauchte Diesel haben drastisch an Wert verloren Bild: picture-alliance/dpa/S. Kahnert

Traumzuwächse für Elektro-Autos

Nach Angaben des Kraftfahrtbundesamts (KBA) betrug der Zuwachs bei reinen Elektrofahrzeugen zwar satte 68 Prozent in absoluten Zahlen waren das aber nur 4648 neue E-Autos und ein Marktanteil von 1,7 Prozent. 15.171 Hybridfahrzeuge bescherten ein Zulassungsplus von 66,4 Prozent und führten zu einem Anteil von 5,7 Prozent.

Für die darin enthaltenen 2119 Plug-in-Hybride schloss der Januar mit einem Minus von 26,2 Prozent und einem Anteil von 0,8 Prozent. Ein Anteil von 0,1 Prozent entfiel auf Erdgas-Antrieb (245 Pkw/-71,7 Prozent), 0,3 Prozent waren flüssiggasbetrieben (898 Pkw/+123,4 Prozent).

Trendwende oder Momentaufnahme bei Neuzulassungen?

Monatszahlen zeigen zwar immer nur einen kleinen Ausschnitt des Marktgeschehens, doch die leicht gestiegenen Zahlen für den Diesel lassen so manchen Experten aufhorchen. "Der freie Fall nach unten ist vorerst gestoppt. Und wir gehen davon aus, dass der Dieselanteil in den kommenden drei, vier Monaten weiter wachsen wird", sagt Michael Kuehnel, Autoanalyst der US-Ratingagentur Moody's in einem Zeitungsinterview. "Der Diesel hat das Schlimmste hinter sich. Es deutet sich eine zaghafte Erholung, zumindest aber eine Stabilisierung an", meint Peter Fuß von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY.

Auch Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotiv Management (CAM) glaubt, dass sich die Diskussion um den Diesel entspannt habe: "Die Leute werden wieder mehr Selbstzünder kaufen, die Marktanteile entsprechend weiter wachsen."

Deutschland Ioannis Sakkaros organisiert Demo an der Meßstelle Neckartor, Stuttgart
Autofahrer gehen auf die Straße. An der Meßstelle Neckartor demonstrieren sie gegen das flächendeckende Fahrverbot für ältere Diesel Fahrzeuge in Stuttgart. Bild: Imago/A. Hettrich

"Das ist erst mal eine Momentaufnahme", sagt dagegen Gerd Lottsiepen, Sprecher des ökologischen Verkehrsclubs VCD, gegenüber der Deutschen Welle. Schließlich seien die Diesel-Neuzulassungen über drei Jahre lang jeden Monat geschrumpft. "Wenn man das gleiche Phänomen bei Aktienkursen erlebt, spricht man auch nicht von einer Trendwende."

Der Diesel sei ja auch nicht nur wegen der Angst drohender Fahrverbote in der Diskussion. Der Experte verweist auf den erheblichen Preisnachteil von Dieseln gegenüber gleichgroßen Benzinern, die aufwendige Abgasreinigung, um den aktuellen Normen zu genügen, sei eben teuer.

In den USA und China spielt der Diesel keine Rolle

Fakt ist: Auf den wichtigsten Automärkten der Welt, in den USA und vor allem in China spielt der Diesel keine Rolle. Deshalb wird die Autoindustrie die Investitionen in den Dieselantrieb zurückfahren. Alleine Volkswagen will in den nächsten Jahren mehr als 40 Milliarden Euro für die Entwicklung neuer Elektro-Modelle ausgeben.

"Ob man noch über Jahre hinweg das Diesel-Konzept retten kann, indem man einfach abverkauft ohne wirklich neue Innovationen - denn das geschieht ja dann im Grunde genommen - ist fraglich", so Lottsiepen.

Gerd Lottsiepen
Gerd Lottsiepen vom ökologischen Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD)Bild: VCD/Katja Täubert

Verkehrswende durch neue Mobilitätskonzepte

Wenn Deutschland die Klimaschutzziele der internationalen Staatengemeinschaft erreichen will, zu denen sich auch die Bundesregierung bekennt, geht es nach Meinung des Experten nicht nur um mehr Elektro-Autos - notwendig sei "vor allem eine Verkehrswende durch neue Mobilitätskonzepte".

"Die Klimaziele sind letztendlich auf das Jahr 2050 ausgerichtet, mit Zwischenzielen im Jahr 2030. Wir müssen endlich damit anfangen." Lottsiepen fordert den Ausbau der Bahn und des Öffentlichen Nahverkehrs, wie es auch im Koalitionsvertrag der Regierungsparteien steht. Danach sollen alleine im Fernverkehr der Bahn die Fahrgastzahlen bis 2030 verdoppelt werden.

Fahrverbote für Diesel-Autos