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Osteuropa hofft auf die USA

Robert Schwartz11. September 2014

Seit langem wartet Rumänien auf eine stärkere Präsenz der USA im Land. Nun soll bald ein NATO-Stützpunkt eingerichtet werden. Trotzdem wird im Land eine prorussische Tendenz immer stärker, warnt Robert Schwartz.

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Amerikanische Soldaten in dem Hafen von Constanta im Schwarzem Meer (Foto: REUTERS/Bogdan Cristel)
Die Rumänen wollen einen NATO-Stützpunkt im Schwarzem MeerBild: Reuters

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs hatten die meisten Rumänen gehofft, die Amerikaner würden kommen, um das Land zu befrieden und seinen Bewohnern Demokratie und Wohlstand zu bringen. Noch Jahre nachdem die Sowjets 1945 den Kommunismus mit Hilfe einer hörigen Kamarilla brutal durchsetzen konnten, warteten Rumänen mit verklärtem Blick gen Himmel auf amerikanische Flugzeuge. "Vin americanii" ("Die Amerikaner kommen"), flüsterten sie leise. Hätte man sie gehört, sie wären auf der Stelle verhaftet und in die kommunistischen Kerker und Arbeitslager geworfen worden. Man hörte sie nicht - und die Amerikaner kamen auch nicht.

Nach dem Sturz der kommunistischen Diktatur im Dezember 1989 war für viele plötzlich die alte Hoffnung wieder da: Der Westen, allen voran die Amerikaner, würden diesmal sicherlich Rumänien nicht im Stich lassen. Demokratie, Wohlstand und Rechtsstaatlichkeit waren wieder in greifbare Nähe gerückt. Es sollte allerdings noch Jahre dauern, bis das Land einigermaßen vorbereitet war, um zuerst 2004 in die NATO und drei Jahre später in die EU aufgenommen zu werden.

Robert Schwartz, Leiter der rumänischen Redaktion der DW (Foto: DW)
Robert Schwartz, Leiter der rumänischen Redaktion der DWBild: DW

Warnungen der östlichen NATO-Partner

2014 ist es nun soweit: Die Amerikaner scheinen tatsächlich zu kommen. Und Schuld daran sind die Russen und ihr Säbelrasseln in der Ukraine. Rumänien soll - ähnlich wie Polen und die baltischen Staaten - einen Stützpunkt der Allianz bekommen. Die NATO-Ostgrenze soll gestärkt werden. Die russische Aggression in der Republik Moldau Anfang der 90er Jahre und danach in Georgien hatte den leider naiven und völlig überforderten Westen nicht zu Schutzmaßnahmen bewegen können. Erst nach vollzogener Annexion der Krim-Halbinsel und massivem Einsatz russischer Kräfte im Osten der Ukraine konnten die westlichen Bündnispartner sich durchringen, ihre Appeasement-Politik gegenüber dem russischen Bären aufzugeben und endlich auf die östlichen Partner zu hören, die das gefährliche Doppelspiel des russischen Präsidenten Putin längst durchschaut hatten.

In Rumänien warnt der Präsident fast schon gebetsmühlenartig vor einer Gefahr durch Moskau. Basescus oft belächelte Achse Bukarest-London-Washington hat sich auf dem NATO-Gipfel in Wales erneut als richtig erwiesen. Die Briten und die Amerikaner waren es, die alle Warnungen ihrer östlichen Bündnispartner ernst nahmen. Sie gaben Basescu recht: Die Zeit der Absichtserklärungen und Schutzhelme sei längst vorbei, jetzt müsse die Allianz Stärke zeigen, um die russische Expansion zu stoppen.

Ein prorussisches Dreigestirn

Die Rumänen können zufrieden sein mit ihrem Präsidenten. Er hat kurz vor Ablauf seiner zweiten und letzten Amtszeit Geschichte geschrieben. Im November sind Präsidentschaftswahlen und die besten Chancen hat laut Umfragen der Kandidat der sozialdemokratischen Nachfolgepartei der KP, Ministerpräsident Ponta. Dessen Außenpolitik ist trotz pro-westlicher Absichtserklärungen klar nach Moskau und Peking ausgerichtet. Das wird sich auch nicht ändern, wenn die Amerikaner - endlich - gekommen sein werden. Rumänien wird zusammen mit Ungarn und Bulgarien, die auch sichtbar nach Osten driften, das neue prorussische Dreigestirn im westlichen europäischen Bündnis sein.

US-Soldaten beim Militärmanöver 'Black Sea Rotational Force 2014' in Rumänien (Foto: EPA/ROBERT GHEMENT /eingest. sc)
US-Soldaten beim Militärmanöver 'Black Sea Rotational Force 2014' in RumänienBild: dpa

Ein dreiköpfiges trojanisches Pferd praktisch, das die ohnehin durch interne Machtkämpfe wackelige westliche europäische Allianz weiterhin schwächen wird. Ob die Amerikaner dagegen halten werden, darf bezweifelt werden. In Bukarest ist der Posten des US-Botschafters seit zwei Jahren vakant. Angesichts der Entwicklungen an der NATO-Ostgrenze schwer, wenn überhaupt verständlich. Also dann doch nichts mit "vin americanii"? Politische Halbherzigkeiten des Westens und vor allem der USA sind das schlimmste Zeichen an die neuen Partner in der tiefsten Krise seit dem Ende des Kalten Krieges vor 25 Jahren. Sie stärken nur die russischen Bestrebungen, die alte Weltordnung aus der Zeit vor dem Berliner Mauerfall wieder herzustellen. Dies käme einer Bankrott-Erklärung der westlichen Demokratien gleich. Und würde gar manche im "alten Europa" freuen, die mit ihren ach so verschiedenen östlichen Nachbarn sowieso nichts anfangen konnten.