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Höheres Demenzrisiko für Profifußballer?

22. Oktober 2019

In einer Studie stellen britische Wissenschaftler unter Fußballprofis einen höheren Anteil von Todesfällen durch neuro-degenerative Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson fest als bei anderen Personen.

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VfB Stuttgart - SC Freiburg 2:2
Bild: picture-alliance/dpa/B. Weißbrod

Die Wissenschaftler der Universität Glasgow verglichen in ihrer Studie die Todesursachen von 7676 früheren schottischen Fußballprofis, die zwischen 1900 und 1976 geboren wurden, mit einer dreimal so großen Kontrollgruppe (23.028 Personen) mit gleichem Alter, Geschlecht und sozialem Status. Das Ergebnis: 1,7 Prozent der Ex-Fußballer starben an so genannten neuro-degenerativen Krankheiten, in der Kontrollgruppe waren es nur 0,5 Prozent. Neuro-degenerative Krankheiten sind solche, die zu einem Absterben der Nervenzellen im Gehirn führen. Dazu zählen etwa Parkinson oder auch Alzheimer und andere Demenzerkrankungen. Das Risiko, an Herzkrankheiten oder bestimmten Krebsarten wie Lungenkrebs zu sterben, war dagegen bei den Fußballprofis niedriger als im Durchschnitt.

Fünfmal höheres Alzheimer-Risiko

In der Studie wurde auch verglichen, wie oft in beiden Gruppen Medikamente gegen Demenz verschrieben wurden. Danach lag das Risiko von Profifußballern, an Alzheimer zu erkranken, fünfmal so hoch wie bei der Kontrollgruppe. Dennoch bestehe kein Grund zur Panik, sagte der Leiter der Studie, der Neuropathologe Willie Stewart: "Es müssen zwar alle Anstrengungen unternommen werden, um die Faktoren zu ermitteln, die zu dem erhöhten Risiko neurodegenerativer Erkrankungen beitragen, damit dieses Risiko verringert werden kann. Aber es müssen auch die möglichen großen gesundheitlichen Vorteile des Fußballspielen berücksichtigt werden." Die Wissenschaftler aus Glasgow spachen sich für Folgestudien zu ihren Ergebnissen aus.

FA fordert internationalen Schulterschluss

Die Untersuchung war vom englischen Fußballverband FA und der Spielergewerkschaft PFA in Auftrag gegeben worden, nachdem jahrelang über mögliche langfristige Hirnschäden von Fußballern debattiert worden war, ohne dass verlässliche Daten vorlagen. "Dem gesamten Fußball muss klar sein, dass wir erst anfangen, die Zusammenhänge zu verstehen, und es viele Fragen gibt, die noch zu beantworten sind", sagte Greg Clark, der Vorsitzende der FA, nach der Veröffentlichung der Ergebnisse: "Es ist wichtig, dass sich die globale Fußballfamilie nun zusammenschließt, um die Antworten zu finden und für ein besseres Verständnis dieses komplexen Themas zu sorgen."

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hatte vor Saisonbeginn alle Vereine der ersten und zweiten Bundesliga verpflichtet, Hirnscreenings der Spieler machen zu lassen, um nach Zusammenstößen auf dem Spielfeld Kopfverletzungen besser erkennen und deren Schwere einschätzen zu können.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter