Hockenheim: Comeback mit Zukunftsängsten
30. Juli 2016Kurz vor dem Großen Preis auf dem Hockenheimring am Sonntag steht hinter der Zukunft der Formel 1 in Deutschland weiterhin ein dickes Fragezeichen. Die Strecke in der Kurpfalz besitzt noch einen Vertrag mit den Rechteinhabern um Bernie Ecclestone für dieses Jahr und die Saison 2018. Das Jahr 2017 war ursprünglich für den Nürburgring reserviert, doch schon im vergangenen Jahr war es nicht zu einer Einigung zwischen den Betreibern in der Eifel und Ecclestone gekommen. Die Verantwortlichen des Hockenheimrings können sich unter gewissen Umständen auch im kommenden Jahr die Formel 1 auf dem Kurs in Nordbaden vorstellen. "Wenn die Rechnung stimmt, ist alles möglich", sagte Geschäftsführer Georg Seiler. Im kommenden Jahr wäre eigentlich der Nürburgring an der Reihe. "Wir würden dann einspringen, wenn der Nürburgring nicht kann und jegliches Risiko von uns genommen würde. Dann ja", betonte Seiler.
"Wir brauchen mehr Fans"
Die beiden deutschen Rennstrecken wechseln sich seit acht Jahren ab. Seit Jahren kämpfen beide Kurse aber auch mit den sinkenden Zuschauerzahlen. "Wir haben jetzt rund 53.000, 54.000 Karten verkauft. Das ist besser als vor zwei Jahren", sagte Seiler. "Trotz allem brauchen wir noch einige Fans." Bislang galten 60.000 verkaufte Tickets immer als Ziel. 2018 solle das Rennen Stand jetzt wie geplant stattfinden, so Seiler. Zweifel sind aber wohl auch hier erlaubt, vieles dürfte vom wirtschaftlichen Ergebnis in diesem Jahr abhängen. Was danach geschehe, bleibe abzuwarten, sagte Seiler, "aber ja: Natürlich wollen wir die Formel 1, sie ist ein Imagefaktor für die Rennstrecke. Aber es muss eben auch wirtschaftlich passen." Ecclestone hatte allerdings immer wieder angedeutet, dass es einen aus seiner Sicht "günstigen" Vertrag für deutsche Rennen nicht mehr geben werde.
Formel 1? "Nicht um jeden Preis!"
Auch die Position des Nürburgrings ist unverändert. "Wir würden gerne wieder einen Großen Preis von Deutschland ausrichten", sagte Geschäftsführer Mirco Markfort: "Dafür müssen jedoch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stimmen. Die Formel 1 um jeden Preis können und wollen wir uns nicht leisten." Insgesamt gehe es der Traditionsstrecke "gut", erklärte Markfort und führte aus: "Wir haben stabile Verhältnisse und können längerfristig planen, nachdem der Verkauf im April endgültig abgeschlossen wurde." Problem für alle Traditionsstrecken sind die neuen Kurse in Ländern wie Aserbaidschan, die deutlich höhere Antrittsgagen an Ecclestone überweisen können. "Gäbe es 20 Länder, die jeweils 50 Millionen Euro für ein Rennen bezahlen würden, dann würde die Saison wohl nur in diesen Ländern stattfinden", sagte Seiler: "Für uns gibt es so einen öffentlichen Topf eben nicht. Wir müssen die Formel 1 ohne Zuschüsse stemmen und sind dabei auf die Fans angewiesen."
Rosberg zurück an die Spitze?
Zum ersten Mal seit dem Saisonauftakt in Melbourne im März reist Mercedes-Pilot Nico Rosberg nicht als WM-Führender zu einem Grand Prix. 126 Tage lang hatte er vorne gelegen, 43 Punkte betrug zwischenzeitlich sein Vorsprung auf Weltmeister Lewis Hamilton im anderen Silberpfeil. Die Ablösung beim Rennen in Ungarn am vergangenen Sonntag hatte sich allerdings seit Monaten angedeutet: Fünf der vergangenen sechs Rennen hat Hamilton gewonnen. Rosberg will das Heimspiel nun nutzen, um diesen Trend zu stoppen und den Engländer gleich wieder an der Spitze abzulösen. Angesichts der jüngsten Eindrücke wirkt aber Folgendes wahrscheinlicher: Rosberg nimmt einen moralischen Tiefschlag mit in die Sommerpause.
Und Sebastian Vettel? Läuft alles wie erwartet, wird das erste Heimspiel des viermaligen Weltmeisters mit Ferrari wohl eher kein Tag für die Erinnerungsalben. Ziel ist das Podest, Platz drei ist realistisch und wäre mal wieder ein Schritt nach vorn.