Trauer um "Hitlerjunge Salomon" Sally Perel
2. Februar 2023Wie die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem mitteilte, starb Sally Perel an diesem Donnerstag in Israel, wo er seit 1948 lebte. Nach Angaben des Norddeutschen Rundfunks war seine Familie bei ihm.
Perel kam 1925 in der niedersächsischen Stadt Peine bei Braunschweig als Sohn eines Rabbiners auf die Welt. Bekannt wurde er durch seine Autobiografie "Ich war Hitlerjunge Salomon", die unter dem Titel "Hitlerjunge Salomon" 1991 von Agnieszka Holland verfilmt wurde und zahlreiche Auszeichnungen erhielt. In dem Buch beschreibt Sally (eigentlich Salomon) Perel, wie er die Verfolgung durch die Nationalsozialisten überlebte.
Nazis ausgetrickst
Nach der Flucht seiner Familie vor den Nazis nach Polen entging Perel als 14-Jähriger der Erschießung durch deutsche Truppen nur deshalb, weil er behauptete, ein "Volksdeutscher" zu sein. In der Folge diente er unter dem Namen Josef "Jupp" Perjell einige Zeit als Dolmetscher in der Wehrmacht. Später machte er als Mitglied der Hitlerjugend eine Ausbildung zum Werkzeugmacher in Braunschweig.
Nach einem Jahr an der Ostfront wurde er auf eine Schule der Hitlerjugend geschickt. Dort fürchtete er bis zum Kriegsende täglich seine Enttarnung. Nach dem Zweiten Weltkrieg wanderte Perel ins heutige Israel aus.
40 Jahre bis zur Autobiografie
Perel brauchte 40 Jahre, um das Erlebte zu verarbeiten. Nach einer Herzoperation 1985 entschloss er sich, ein Buch mit seiner Geschichte zu schreiben - in deutscher Sprache. In einem Interview mit dem Magazin "Der Spiegel" sagte Perel 1992, dass er das Gefühl gehabt habe, dass dadurch der (jahrzehntelang verborgene Hitlerjunge) Jupp "aus ihm heraus wollte".
Trotzdem erschien das Buch 1990 zunächst auf Französisch ("Europa, Europa"), ein Jahr später auf Hebräisch und noch ein Jahr später auf Deutsch. Da war es allerdings schon unter dem Titel "Hitlerjunge Salomon" verfilmt worden.
Unermüdlicher Botschafter für Frieden und Völkerverständigung
Immer wieder gab Sally Perel seine Erfahrungen während der NS-Zeit an junge Menschen weiter. 1999 wurde er für seine Bemühungen um die deutsch-israelische Verständigung mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt, 2020 zum Ehrenbürger von Braunschweig ernannt.
Der Ministerpräsident des Bundeslandes Niedersachsens, Stephan Weil, kondolierte den Angehörigen mit den Worten: "Wir alle sind ihm unendlich dankbar dafür, dass er von dieser Zeit berichtet, geschrieben und immer wieder den Kontakt zu Kindern und Jugendlichen gesucht hat."
In Israel leben nach jüngsten Zahlen noch 150.600 Zeitzeugen des Holocausts. Mehr als tausend von ihnen sind bereits über 100 Jahre alt.
mak/AR (KNA, dpa)