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Historischer Handschlag in Nordirland

27. Juni 2012

Den Nordiren galt die Queen einst als Feindbild Nummer Eins. In ihrem Namen hatten britische Soldaten auf aufständische Republikaner geschossen. Der Ex-IRA-Aktivist Martin McGuinness hat ihr jetzt die Hand gereicht.

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Britische Königin Elizabeth II. schüttelt Ex-IRA-Chef McGuinness die Hand (Foto: Reuters)
Königin ElizabethBild: dapd

Nach 60 Jahren im Amt ist Königin Elizabeth II. einen weiteren Schritt zum endgültigen Frieden in dem jahrzehntelang schwelenden Konflikt zwischen pro-irischen Republikanern und britischen Loyalisten in Nordirland gegangen. Im vergangenen Jahr hatte sie mit einem historischen Besuch in der Republik Irland dort reinen Tisch gemacht. Nun ist sie im Jahr ihres Diamantenen Thronjubiläums auch im britischen Norden der Grünen Insel um Versöhnung bemüht.

Trotz Friedensschluss noch kein Frieden

Die Königin hat ausgerechnet ihrem einst ärgsten Feind Martin McGuinness die Hand entgegengestreckt - und der hat erstmals angenommen. 1977, beim Silbernen Jubiläum der Queen, hatte er Elizabeth noch als "Queen of Death" ("Königin des Todes") bezeichnet. "Es geht um Versöhnung", sagt McGuinness, ein ehemaliger Kommandeur der katholischen Irisch-Republikanischen Armee (IRA) und glühender Kämpfer gegen die englisch-protestantische Vorherrschaft in Nordirland. Der symbolische Akt wird als Zeichen für einen dauerhaften Frieden in der Unruheprovinz im Nordosten der Insel gesehen - und Sinnbild für ein Stück mehr Normalität.

McGuinness ist mittlerweile stellvertretender Ministerpräsident von Nordirland. Er und seine Partei Sinn Fein, einst politischer Arm der IRA, hatten bisher Treffen mit der Königin strikt abgelehnt. Sinn Fein kämpft für ein vereinigtes Irland und erkennt die Abspaltung des britischen Nordens nicht an. Obwohl es beim Karfreitagsabkommen 1998 offiziell einen Friedensschluss zwischen den Konfliktparteien gab, kommt es in Nordirland auch heute noch immer zu Anschlägen und Anschlagsversuchen. Zu Terrorakten wie vor 40 Jahren, als es etwa beim "Bloody Friday" durch 20 Bombenexplosionen neun Tote und 130 Verletzte gab, reichen die Organisationsstrukturen der verbliebenen IRA-Splittergruppen jedoch längst nicht mehr.

Geste der Versöhnung - Queen in Nordirland

Viel Blut vergossen

Das Verhältnis zwischen der Monarchin und Nordirland ist gespalten. Beide Seiten haben sich in dem gut vier Jahrzehnte währenden Konflikt nichts geschenkt und viel Blut vergossen. Die Königin war vom nordirischen Terror nicht nur als Staatsoberhaupt betroffen. Mit Lord Louis Mountbatten fiel 1979 der Onkel ihres Ehemanns Prinz Philip und damit ein hochrangiges Familienmitglied einem nordirischen Mordanschlag zum Opfer. Die irischen Republikaner haben ebenfalls in ihren Familien die ganze Härte der britischen Armee zu spüren gekommen. Die Queen gilt vielen noch immer als Personifizierung des Feindes.

pg/haz/as (dpa, dapd, rtr)