Helgoland - 125 Jahre deutsch
Am 10. August 1890 übergab Großbritannien die Insel Helgoland an den deutschen Kaiser Wilhelm II. Die "einzige Hochseeinsel Deutschlands" ist zwar nur einen Quadratkilometer groß, hat aber viele Geschichten zu erzählen.
Zweigeteiltes Helgoland
Neben der Hauptinsel mit dem gleichnamigen Ort liegt die kleine "Düne". Bis zu einer Sturmflut im Jahr 1721 waren die beiden Teile noch durch einen natürlichen Wall verbunden, heute trennt sie eine Meeresstraße. Strenggenommen ist Helgoland gar keine Hochseeinsel: Zwar liegt sie geografisch betrachtet auf "offener See", aber noch auf dem sogenannten Festlandsockel.
Helgoland wird deutsch
Friesischer Felsen gegen koloniale Ansprüche: Im "Helgoland-Sansibar-Vertrag" wurde festgeschrieben, dass das damals britische Helgoland ins Deutsche Reich wechselt - und Deutschland im Gegenzug auf jegliche Ansprüche auf Sansibar im Indischen Ozean verzichtet. Zum Flaggenwechsel reiste Kaiser Wilhelm II. sogar persönlich nach Helgoland.
Militarismus statt Sommerfrische
Nach dem Ersten Weltkrieg blühte in den 1920er-Jahren der Tourismus auf Helgoland auf. Doch schon ab Mitte der 30er-Jahre treiben die Nationalsozialisten die Remilitarisierung Helgolands voran. Der Hafen wird ausgebaut, bestehende Bunker und Tunnel werden instand gesetzt und erweitert. Teile davon kann man bis heute besichtigen.
Der große Knall
Nachdem die Briten die Insel im Zweiten Weltkrieg bombardiert und schließlich wieder unter ihre Kontrolle gebracht hatten, mussten die Helgoländer aufs Festland umziehen. 1947 beschloss Großbritannien, alle Militäranlagen sowie noch vorhandene Munition auf der Insel zu sprengen: Die Operation "Big Bang" geht als die bis dahin größte nicht-nukleare Explosion in die Geschichte ein.
Deutsche wollen Insel zurück
Befürchtungen, Helgoland könnte durch den "Big Bang" komplett im Meer versinken, bewahrheiteten sich nicht. Obwohl die Briten die Insel nach Kriegsende sogar noch für weitere Bombenabwurf-Übungen nutzten, ragt sie bis heute bis zu 61 Meter aus der Nordsee. 1950 besetzten zwei Heidelberger Studenten Helgoland, wodurch die britische Regierung unter Druck geriet, die Insel wieder freizugeben.
Kein Zoll und gute Luft
Am 1. März 1952 kam Helgoland dann tatsächlich wieder in deutschen Besitz. Privilegien aus britischer Zeit durfte die Insel behalten. Bis heute kann man dort steuer- und zollfrei einkaufen. Seit 1962 ist Helgoland offiziell auch ein Nordseeheilbad. Vor allem wegen der pollenfreien Luft kommen viele Menschen. Und zum Zigaretten kaufen.
Drei Stunden Helgoland
In den "Hummerbuden" lagerten früher Fischer ihre Fänge. Heute bieten die bunten Häuschen vor allem den zahlreichen Touristen eine malerische Kulisse. Viele bleiben allerdings nur wenige Stunden auf Helgoland. Wenn gegen Mittag die Touristenschiffe ankommen, verdoppelt sich die Inselbevölkerung für gut drei Stunden. Am späten Nachmittag kehrt dann wieder Ruhe auf der Insel ein.
Die Lange Anna
Eine der wichtigsten Attraktionen der Insel ist die "Lange Anna". Die Felsnadel ragt rund 48 Meter aus der Nordsee. Der rötliche Sandstein, aus dem fast die gesamte Hauptinsel besteht, bietet einer riesigen Vielfalt von Zugvögeln Lebensraum. Mehr als 350 Arten kann man hier beobachten.
Tierische Hauptattraktion
Auf der sandigen Nebeninsel "Düne" tummeln sich noch andere Bewohner der Insel: hunderte Seehunde und Kegelrobben. Da sie seit den 70er-Jahren nicht mehr gejagt werden, sind sie nicht besonders menschenscheu. Aus Gründen des Tierschutzes - und der eigenen Sicherheit - darf man sich ihnen trotzdem nur auf bis zu 30 Metern nähern.
Der Wind dreht sich
Auch wenn man sie von der Insel aus gar nicht sehen kann, ist Helgoland mittlerweile ein Stützpunkt für Offshore-Windanlagen. Einer der Betreiber hat sogar das einzige Luxushotel der Insel für seine Mitarbeiter angemietet - komplett und für zehn Jahre. Häufig starten lärmende Helikopter in Richtung Offshore-Park. Viele Helgoländer sind nicht glücklich mit der Entwicklung.