Heine-Preis für Juri Andruchowytsch
11. Dezember 2022Der 62-jährige Autor nahm die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung am Samstag bei einem Festakt im Schauspielhaus der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens entgegen. Juri Andruchowytsch sei "einer der führenden ukrainischen Romanciers, Lyriker und Essayisten unserer Zeit", so die Jury in ihrer Begründung. "Sein von der Überzeugung für den europäischen Gedanken getragenes vorbildhaftes Eintreten für Freiheit und Menschenrechte in der Ukraine ist - insbesondere in diesen Zeiten - wichtiger denn je", sagte der Düsseldorfer Oberbürgermeister und Jury-Vorsitzende Stephan Keller.
"Humor als Waffe gegen Diktatoren und menschliche Dummheit"
Juri Andruchowytsch übt in seinen Werken scharfe Kritik an Übergriffen von Geheimdiensten, Militär und Justiz. Kennzeichnend für sein Werk sind - in bester Heinescher Tradition - der Sinn für Ironie und das Groteske. Der tschechische Schriftsteller Jaroslav Rudis hob in seiner Laudatio die Bedeutung des Humors in Andruchowytschs Büchern hervor: "Humor bedeutet Anarchie und vor allem Freiheit. Deshalb wird er von den Diktatoren dieser Welt, von Leuten wie Putin, gehasst. Humor kann eine Waffe sein. Gegen die Diktatoren und gegen die menschliche Dummheit."
Juri Andruchowytsch wurde 1960 im damaligen Stanyslawiw in der Westukraine geboren. Seit dem Ende der Sowjetunion und während der "orangenen Revolution" positionierte er sich als entschiedener Befürworter einer Anbindung der Ukraine an Europa. Unter dem Eindruck der Annexion der Krim durch Russland im März 2014 und des blutigen Bürgerkriegs in der Ostukraine gab er 2014 den Sammelband "Euromaidan. Was in der Ukraine auf dem Spiel steht" heraus. Auch als Übersetzer deutscher, polnischer, russischer und englischer Literatur trat der mehrfach ausgezeichnete Autor bereits in Erscheinung.
2022 wäre Heine 225 Jahre alt geworden
Der Heine-Preis zählt zu den bedeutendsten Literatur- und Persönlichkeitspreisen in Deutschland. Benannt ist er nach dem in Düsseldorf geborenen Dichter Heinrich Heine (1797-1856), dessen 225. Geburtstag 2022 gefeiert wird. Heine wurde mutmaßlich am 13. Dezember 1797 geboren und starb 1856 im Pariser Exil.
Seit 1972 wird die Auszeichnung alle zwei Jahre vergeben - an Menschen, die den sozialen und politischen Fortschritt fördern und der Völkerverständigung dienen, ganz im Sinne der Grundrechte, für die sich Heinrich Heine eingesetzt hat. Bisherige Heine-Preisträger sind unter anderem Carl Zuckmayer, Walter Jens, Max Frisch, Hans Magnus Enzensberger, Elfriede Jelinek, Jürgen Habermas und Alexander Kluge. 2020 hatte die deutsch-jüdische Publizistin Rachel Salamander den Heine-Preis bekommen.
nf/ust (dpa, epd)