"Harvey" bringt Tod und Zerstörung nach Texas
27. August 2017Die Windböen haben an Kraft und Geschwindigkeit verloren, aber die Tragödie ist noch lange nicht ausgestanden. Die amerikanischen Krisenstäbe warnen, noch gebe es keinen Anlass zur Entspannung, das Chaos könne noch vier bis fünf Tage andauern. So führte anhaltender sintflutartiger Regen schon jetzt in vielen Teilen der Millionenstadt Houston zu verheerenden Überschwemmungen. Durch das Fischerdorf Rockport, ein sonst beliebtes Ausflugsziel am Golf von Mexiko, hat der Wirbelsturm "Harvey" eine Schneise der Zerstörung gezogen.
Viele US-Sender berichten permanent und live von den Orten der Verwüstung. Laut CNN mussten in Houston in der Nacht mehr als 1000 in ihren Fahrzeugen oder Häusern eingeschlossene Menschen in Sicherheit gebracht werden. Manche trugen kleine Kinder oder Haustiere in den Armen. Für weite Teile der Metropole wurde der Springflut-Notstand ausgerufen - die höchste Alarmstufe bei Überschwemmungen. In Houston, der viertgrößten Stadt der USA, fielen binnen 24 Stunden 60 Zentimeter regen. Straßen verwandelten sich in reißende Flüsse.
"Diese Lage ist besonders gefährlich", warnte der Nationale Wetterdienst. "Sucht höher gelegene Gebiete auf, jetzt!" Nicht alle Menschen folgten den Aufrufen zur Zwangsevakuierung. Der zuständige Bezirkssheriff Ed Gonzalez bat die Behörden anderer Städte, mit Booten auszuhelfen. Einwohner wurden aufgerufen, sich nicht auf die Dachböden ihren Häuser zu retten, sondern auf die Dächer, damit sie aus der Luft geborgen werden könnten.
In Rockport wurden zahlreiche Häuser und Geschäfte dem Erdboden gleichgemacht. Meteorologen meinten, es sei damit zu rechnen, dass einige Gebiete "für Wochen oder Monate unbewohnbar" seien. Im Hafen liegen Schiffe ineinander verkeilt und übereinander getürmt. Bei Rockport war der Hurrikan auf Land getroffen, von hier wurde auch das erste Todesopfer gemeldet.
Auch in anderen Teilen von Südtexas machte sich "Harveys" Macht immer schlimmer bemerkbar - ungeachtet seiner Abschwächung. Eine Viertelmillion Haushalte sind ohne Strom. Viele Straßen sind unpassierbar.
Weil der Tropensturm wegen eines nördlich gelegenen Hochdruckgebiets praktisch festsitzt, bringt er dauerhaft so massive Regenfälle, dass manche Gebiete laut Behörden bald nur noch per Boot zu erreichen sein könnten. Die Rekordniederschläge könnten nach Voraussagen der Meteorologen bis Mitte der Woche anhalten.
"Für den Staat Texas wird das eine beispiellos lange und frustrierende Phase", kommentierte der Leiter der US-Katastrophenbehörde Fema, Brock Long, die Lage. Der Wiederaufbau werde - wie nach dem Hurrikan "Katrina" 2005 - Jahre dauern, oder Jahrzehnte.
SC/as (afp, APE, CNN, dpa)