Harte Gangart gegen VW-Zulieferer
19. August 2016Volkswagen hat die härtere Gangart gegen die Lieferfirmen beim Landgericht Braunschweig durchgesetzt. Für beide säumigen Firmen liege eine Einstweilige Verfügung vor, die bereits "vollstreckbar" sei, teilte das Gericht am Freitag mit. Den VW-Partnern drohen der Mitteilung zufolge Ordnungsgelder in Höhe von bis zu 250.000 Euro. Dadurch will VW die Firmen zwingen, Bauteile wie bestellt zu liefern.
Sollte dies nicht fruchten, solle Ordnungshaft gegen den Geschäftsführer einer der Firmen angedroht werden, teilte das Gericht mit. Dabei geht es zunächst um den Zulieferer Car Trim, der Sitzbezüge für VW-Autos herstellt. In einem zweiten Fall geht es um die Firma ES Automobilguss, vor der VW bisher Teile für Getriebe bezog. Beide Firmen gehören zur Unternehmensgruppe Prevent.
Passat und Golf betroffen
Die fehlenden Teile legen bereits die Produktion im VW-Werk in Emden lahm. Dort werden Autos vom Typ Passat gebaut. In der kommenden Woche wird auch die Produktion des wichtigsten Modells von VW ruhen: Der Golf kann dann im Stammwerk in Wolfsburg nicht gebaut werden. Volkswagen wird dann voraussichtlich mehr als 20.000 Mitarbeiter in mehreren Werken in Kurzarbeit schicken.
Über die Hintergründe des Konflikts zwischen Volkswagen und den Zulieferern herrscht weitgehend Unklarheit. Die Kontrahenten verweisen auf die laufenden juristischen Verfahren. Beobachter bringen die Eskalation mit dem finanziellen Druck in Zusammenhang, unter dem Volkswagen wegen der Milliardenkosten des Dieselskandals steht.
Sorgen bei Kunden
Nachdem der Autobauer nun einen Produktionsstopp angekündigt hat, bangen bei VW offenbar Käufer um die Lieferung ihrer Autos. "Wir haben die ersten Anrufe von Kunden, die sich Sorgen machen, ob ihr Auto pünktlich kommt", sagte VW-Händler Ernst-Robert Nouvertné aus Solingen der Deutschen Presse-Agentur dpa. Am Freitagmorgen hatten sich Händler noch über ausbleibende Informationen aus dem VW-Vertrieb beklagt.
Der Streit belastet auch den Aktienkurs von Volkswagen. VW-Aktien verloren am Freitag bis zu 1,7 Prozent und gehörten damit zu den Top-Verlierern im deutschen Aktienindex Dax.
ar/hb (dpa, rtr)