Harry Belafonte wird 95
1. März 2022Sänger, Schauspieler, Entertainer - und ein Kämpfer für Frieden und Menschenrechte: Harry Belafonte steht nicht nur für den luftig-leichten Calypso-Sound, der in den 1950er-Jahren die Musikwelt erobert hat, sondern auch für seinen tatkräftigen Einsatz im Kampf gegen Rassendiskriminierung, Ausgrenzung, Hunger und Armut.
Er selbst kommt am 1. März 1927 als Sohn eines Matrosen von der Karibikinsel Martinique und einer jamaikanischen Hilfsarbeiterin im New Yorker Stadtteil Harlem zur Welt. Der Vater trinkt oft und schlägt seine Kinder, manchmal sogar krankenhausreif. Schließlich verlässt er die Familie, die Mutter kehrt mit Harry und seinen Geschwistern in die Karibik zurück, liefert ihn bei der Großmutter ab und gibt ihm folgende Worte mit: "Lass keinen Tag vergehen, an dem du nicht die Gelegenheit ergreifst, für Gerechtigkeit zu kämpfen".
Jahre später kehrt Harry Belafonte nach New York zurück, geht zur High School und will im Theater auftreten. Keine gute Idee im Amerika der 1950er-Jahre, wo Rassentrennung herrscht und Schwarze nicht gern im Rampenlicht gesehen werden. Aber er lässt sich nicht beirren, tritt weiter auf, beweist seine Entertainer-Fähigkeiten und wird schließlich für einen renommierten Jazz-Club engagiert.
Kometenhafte Karriere
Dann geht alles sehr schnell: Die erste Filmrolle in "The Bright Road" (1954), ein Jahr später der Durchbruch als Schauspieler in "Carmen Jones". Der erste Plattenvertrag folgt. Sein Song "Mathilda" wird direkt ein Hit. 1956 erscheint das Album "Calypso", das sich mehr als eine Million Mal verkauft - ein Erfolg, der an ein Wunder grenzt für einen schwarzen Musiker in jener Zeit. Fortan ist er der "King of Calypso". Der "Banana Boat Song" macht ihn schon in jungen Jahren zur musikalischen Ikone.
Belafonte nutzt seinen Erfolg um zu zeigen, dass er auch als Popstar eine klare politische Haltung gegen Rassismus und Diskriminierung hat. 1957 dreht er den Film "Island in the Sun" - eine Liebesgeschichte zwischen einem schwarzen Mann und einer weißen Frau. Ein regelrechter Skandal. Auch im echten Leben setzt er sich über Rassenschranken hinweg und heiratet eine Weiße.
Botschafter für Frieden und Gerechtigkeit
Harry Belafonte ist immer mehr als der stets gut aussehende Sänger mit der weichen Stimme und den 150 Millionen verkauften Tonträgern gewesen, auch mehr als ein erfolgreicher Schauspieler. Er ist unbequem und setzt sich ohne Rücksicht auf seine Karriere immer wieder für Menschenrechte ein. Er kämpft für Minderheiten wie Schwarze und Native Americans in den USA, unterstützt Aktionen gegen die Apartheid in Südafrika, protestiert gegen den Vietnamkrieg oder gegen das atomare Aufrüsten in den 1980er-Jahren. Und er setzt seine Popularität ein, um sich gegen Armut und Hunger in der Welt zu engagieren und wird schließlich zum UNICEF-Botschafter ernannt.
Zu Belafontes 95. Geburtstag schließen sich nun bekannte Stars wie John Legend, Laurence Fishburne, Danny Glover, Lenny Kravitz, Michael Moore und Tim Robbins zusammen, um Belafonte in der New Yorker Town Hall zu feiern: "HB95" umfasst Auftritte und die Verleihung der ersten Harry Belafonte Social Justice Awards. Die Preisverleihung findet anlässlich des zehnjährigen Bestehens von "Sankofa" statt, der von Harry Belafonte mitbegründeten Organisation für soziale Gerechtigkeit. Der Erlös dieses Abends kommt "Sankofa", die heute von Belafontes Tochter Gina geleitet wird, sowie mehreren seiner Programme zugute.
Bereits zu seinem 90. Geburtstag war Harry Belafonte von seiner Heimatstadt New York geehrt worden und eine Bibliothek im Stadtteil Harlem nach ihm benannt.