Hang zum Understatement
Vielleicht: Die Rockgruppe Scorpions kommt nämlich aus der niedersächsischen Landeshauptstadt. Und war da nicht sogar mal ein richtig großes Ereignis? Genau: Es hieß "EXPO" und war die Weltausstellung. - Es liegt wohl am Hang der Hannoveraner zum Understatement, dass ihre Stadt weit und breit unterschätzt wird. Dennoch hat Hannover seinen ganz eigenen Charme und jede Menge zu bieten .
Eine grüne Stadt
Wer die Hannoveraner nach dem Besonderen an ihrer Heimat fragt, hört immer wieder: "Es ist toll, dass es hier so grün ist und es so viel Wasser gibt!" Und in der Tat: Fast die Hälfte des Stadtgebietes besteht aus Gartenanlagen, Forsten und Gewässern: Europas größter Stadtwald, die Eilenriede, der Maschsee, die Georgengärten und viele andere Oasen machen Hannover zu einem Wohnort mit hoher Lebensqualität. Die Großstadt mit dem Kleinstadtflair wurde 1946 zur Hauptstadt Niedersachsens. Und so ist Hannover heute nicht nur grüne Metropole, sondern auch kulturelles, wirtschaftliches und wissenschaftliches Zentrum des norddeutschen Bundeslandes.
Stadt mit verborgenen Qualitäten
Eines ist Hannover allerdings nicht: Ein Paradebeispiel städtebaulicher Schönheit. Dies liegt daran, dass das Zentrum im Zweiten Weltkrieg zu 85 Prozent zerstört wurde. So besticht das Stadtzentrum heute durch ein architektonisches Sammelsurium, das fast schon wieder als interessant zu bezeichnen ist. In den umliegenden Stadtteilen jedoch finden sich viele intakte Ensembles von Gebäuden aus der Gründerzeit und der Wilhelminischen Ära. Die in Deutschland so begehrten Wohnungen in Altbauten sind in Hannover meist bezahlbar - anders als zum Beispiel in München oder Köln.
Messeplatz der Welt
Hannover ist einer der bedeutendsten Messeplätze Deutschlands und der Welt. Die Hannover Messe, die jedes Jahr im April stattfindet, ist die weltgrößte Leistungsschau der Industrie. Sie wurde einst von der britischen Besatzungsmacht ins Leben gerufen, um den Wiederaufbau der Industrie nach dem Zweiten Weltkrieg anzukurbeln. Noch bekannter ist im Zeitalter der Information und Telekom aber die "Cebit". Sie ging aus der Industriemesse hervor und hat diese mittlerweile überrundet. Die weltgrößte Computerschau ist nicht nur ein Markenzeichen der Stadt. Sie ist auch die größte Messe der Welt überhaupt. Mehr als 600.000 Menschen besuchen in jedem März die Cebit.
Forschung und Lehre mit Tradition
Nicht nur heute, sondern auch in den zurückliegenden Jahrhunderten war Hannover ein Zentrum der Forscher. Der Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz verbrachte den Großteil seines Lebens in der Stadt an der Leine, bevor er hier 1716 verstarb. Der Philosoph, nach dem auch die Universität benannt ist, begründete unter anderem die Integral- und Differenzialrechnung.
Wilhelm Busch, Zeichner und Dichter des 19. Jahrhunderts, nahm sich und seine Zeitgenossen mit satirischen Versen und Karikaturen auf die Schippe. Und der Dadaist Kurt Schwitters wurde durch sein Gedicht "An Anna Blume" zu einem international bekannten Künstler. Auch Hannah Arendt, eine der angesehensten deutschen Philosophinnen des 20. Jahrhunderts, erblickte in Hannover das Licht der Welt.