Hamas: Rund 100 Tote bei israelischem Angriff in Gaza
10. August 2024Bei einem israelischen Luftangriff auf eine Schule im Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben mindestens 93 Menschen getötet worden. Israels Armee habe die als Vertriebenen-Unterkunft genutzte Koranschule in der Stadt Gaza während des muslimischen Fadschr-Gebets am frühen Morgen angegriffen, teilte das von der Hamas kontrollierte Medienbüro mit.
Der arabische Nachrichtenkanal Al-Dschasira berichtet unter Berufung auf den plästinensischen Zivilschutz von mehr als 100 Toten. Dutzende der Opfer seien in Folge des Angriffs verbrannt. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig prüfen.
Israel: Es wurden Terroristen getroffen
Israels Armee teilte mit, sie habe in der Nacht eine Kommandozentrale der islamistischen Hamas im Norden des Küstenstreifens angegriffen. Es seien Terroristen getroffen worden. Die Kommandozentrale in der Schule in Gaza habe sich neben einer Moschee befunden. Etwa 20 Kämpfer der Hamas und der palästinensischen Terrororganisation Islamischer Dschihad hätten von dem Gebäude aus ihre Aktionen gestartet, teilte ergänzend der Sprecher des israelischen Militärs, Nadav Shoshani, auf X mit.
Angaben zu Opfern machte die israelische Armee in ihrer Mitteilung nicht. Vor dem Angriff seien "zahlreiche Maßnahmen" ergriffen worden, um das Risiko für Zivilisten zu mindern, heißt es von israelischer Seite. So sei Präzisionsmunition bei dem Angriff eingesetzt worden. Die Hamas habe das Gebäude als Versteck für Terroristen und Kommandeure benutzt. Von dort aus seien Anschläge gegen Israels Truppen und den Staat Israel geplant und vorbereitet worden.
Das israelische Militär wies erneut darauf hin, dass die Hamas systematisch gegen das Völkerrecht verstoße, indem sie aus zivilen Unterkünften heraus vorgehe. Zivilisten würden als menschliche Schutzschilde für Terroraktivitäten missbraucht, hieß es weiter.
Dier Islamische Dschihad reagierte umgehend. "Die Wahl des Morgengebets als Zeitpunkt für dieses schreckliche Massaker bestätigt, dass der Feind das Ziel hatte, so viele Zivilisten wie möglich zu töten, darunter Kinder und Ältere." Israels Armee nutze bei Angriffen auf Schulen denselben falschen Vorwand wie bei Angriffen zur Zerstörung von Krankenhäusern im Gazastreifen.
Kairo: "Verbrechen in großem Maßstab"
Ägypten, das neben den USA und Katar zwischen Israel und Hamas zu vermitteln versucht, verurteilte den Angriff. Er falle in eine Phase, in der Vermittler sich um eine Waffenruhe in Gaza bemühten. Dies sei ein "klarer Beweis" dafür, dass es auf israelischer Seite keinen
Willen gebe, den brutalen Krieg im Gazastreifen zu beenden, teilte das Außenministerium in Kairo mit. Es handle sich um eine "Fortsetzung von Verbrechen in großem Maßstab", bei denen "eine gewaltige Zahl unbewaffneter Zivilisten" getötet werde.
Ausgelöst wurde der Israel-Hamas-Krieg durch den beispiellosen Großangriff der Hamas und anderer militanter Palästinensergruppen auf Israel am 7. Oktober. Dabei wurden israelischen Angaben zufolge etwa 1200 Menschen getötet. Zudem wurden rund 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Als Reaktion geht Israel seitdem massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dabei bislang mehr als 39.000 Menschen getötet. Die Hamas wird außer von Israel auch von den USA, der EU, Deutschland und weiteren Staaten als Terrororganisation eingestuft.
sti/ack/AR (ap, afp, dpa, rtr)
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