Haftstrafen nach Gruppenvergewaltigung
2. März 2017In der österreichischen Hauptstadt Wien sind acht Männer zu mehrjährigen Haftstrafen wegen der Gruppenvergewaltigung einer Frau aus Deutschland verurteilt worden. Die aus dem Irak stammenden Männer zwischen 22 und 48 Jahren nutzten laut Gericht den wehrlosen Zustand der betrunkenen Frau aus Niedersachsen zum Jahreswechsel 2015/16 aus.
Bis zu 13 Jahre Haft
Das Landgericht Wien verurteilte die Asylbewerber zu neun bis 13 Jahren Gefängnis. Ein Mann wurde freigesprochen. Alle Angeklagten kündigten Berufung an. Nur einer der Männer zeigte Reue und legte ein Geständnis ab. Andere behaupteten, gar nicht dabei gewesen zu sein oder einvernehmlichen Verkehr mit der damals 28-Jährigen gehabt zu haben.
An der Tat der befreundeten und teils auch verwandten Männer bestand für das Gericht aufgrund der DNA-Spuren aber kein Zweifel. Die Männer, darunter ein verheirateter Vater und sein Sohn, hatten auch Selfies mit dem Opfer gemacht. Ihre starke Alkoholisierung trübte laut einem Gutachter die Zurechnungsfähigkeit der Männer nicht.
Staatsanwältin kritisiert Anwälte
Staatsanwältin Karina Fehringer zeigte sich in ihrem emotionalen Plädoyer erschüttert, "dass nur einer der neun Angeklagten einen Funken Reue gezeigt hat". Die Anklagevertreterin kritisierte auch die Verteidiger der Männer. Diese hätten argumentiert, dass das alkoholisierte Opfer möglicherweise "falsche Signale" ausgesandt habe. Diese Darstellung komme einem "Freibrief" für die Männer gleich, empörte sich Fehringer.
Die Frau war Ende 2015 nach Wien gekommen, um Silvester zu feiern. An dem Abend verlor sie im Gedränge aber ihre Freundin und blieb alleine vor einem Lokal zurück. Sie soll zu diesem Zeitpunkt schwer alkoholisiert und nicht mehr ansprechbar gewesen ein.
Notlage ausgenutzt
Nach Überzeugung des Gerichts nutzten vier der Verurteilten diese Möglichkeit und brachten die Frau in die Wohnung eines Bekannten. Dort warteten fünf weitere Männer. Nacheinander missbrauchten sie die 28-Jährige sexuell. Das Opfer ist schwer traumatisiert und leidet seither an psychischen Störungen. "Ich habe an nichts mehr Freude", wurde sie während des Prozesses zitiert.
wl/uh (dpa)