Haft für Milizionäre wegen sexueller Gewalt
25. Januar 2022In Guatemala sind fünf frühere Paramilitärs wegen der systematischen Vergewaltigung von 36 indigenen Frauen während des Bürgerkriegs zu jeweils 30 Jahren Haft verurteilt worden. Ein Gericht in Guatemala-Stadt sah es als erwiesen an, dass die Männer Verbrechen gegen die Menschlichkeit begingen. Demnach hatten sie als Kriegstaktik ihre Opfer zwischen den Jahren 1981 und 1985 versklavt und fortdauernd vergewaltigt.
Die Überlebenden stammen aus der Gemeinde Rabinal und gehören der zu den Maya zählenden Volksgruppe der Achí an. Sie hatten seit mehr als zehn Jahren um Gerechtigkeit gekämpft und wurden dabei von drei Maya-Anwältinnen vertreten. Der Fall gilt als exemplarisch für die strukturelle Gewalt gegen die Landbevölkerung während des Bürgerkrieges. Aktivistinnen feierten das Urteil als historisch.
Militärputsch mit US-Unterstützung
Die Täter gehörten in dem von 1960 bis 1996 dauernden Bürgerkrieg den sogenannten Zivilen Selbstverteidigungsgruppen (PAC) an. Diese waren Anfang der 1980er Jahre von der Armee gegründet worden, um die linke Guerilla in dem mittelamerikanischen Land zu bekämpfen. Staatliche Sicherheitskräfte und die PAC verübten schwere Verbrechen an der Zivilbevölkerung. Besonders betroffen waren die indigenen Mayas im ländlichen Raum. Dem Krieg fielen mindestens 200.000 Menschen zum Opfer. 45.000 weitere verschwanden; sie werden bis heute vermisst.
Hintergrund war der Versuch einer Landreform in den 1950er Jahren, bei der ungenutzter Großgrundbesitz - unter anderem des US-Lebensmittelkonzern United Fruit Company - an landlose Bauernfamilien verteilt wurde. 1954 kam es zu einem Militärputsch, der durch die USA unterstützt wurde. Damit wurden die Interessen von United Fruit gewahrt. Der Konzern besaß in Guatemala 162.000 Hektar Land zum Anbau von Chiquita-Bananen.
Eine Quelle, deren Existenz geleugnet wurde
Versuche, die Menschenrechtsverletzungen aufzuklären, stützten sich lange Zeit lediglich auf Zeugenaussagen und auf die Ergebnisse forensischer Untersuchungen an Massengräbern. Erst 2005 wurde durch Zufall das historische Polizeiarchiv gefunden, dessen Existenz der Staat stets verleugnet hatte. Die Dokumente sind historische Quellen und können bei der juristischen Aufarbeitung als Beweismaterial verwendet werden. Den Friedensvertrag vom Dezember 1996, mit dem der Bürgerkrieg endete, nahm die UNESCO 2016 in ihr Weltdokumentenerbe auf.
jj/sti (dpa, epd, kna)