Gutachter: Demjanjuk ist verhandlungsfähig
3. Juli 2009"Mit der Erhebung der Anklage ist noch im Juli zu rechnen", teilte die Staatsanwaltschaft München am Freitag (03.07.2009) mit. Der Prozess wegen Beihilfe zum Mord an 29.000 Juden könnte dann im Herbst beginnen.
Demjanjuk war im Mai aus den USA abgeschoben worden, nachdem er unter Hinweis auf verschiedene Krankheiten durch alle Instanzen dagegen geklagt hatte. Laut Münchner Staatsanwaltschaft war er 1943 als Aufseher im Vernichtungslager Sobibor am Massenmord direkt beteiligt. Er selbst bestreitet das und sagte, er sei als Sowjetarmist nur in deutscher Kriegsgefangenschaft gewesen.
Zwei mal 90 Minuten pro Verhandlungstag
"Die Ärzte bejahen die Verhandlungsfähigkeit des Beschuldigten mit der Einschränkung, dass die Verhandlungsdauer pro Verhandlungstag zwei mal 90 Minuten nicht übersteigen sollte", erklärte Oberstaatsanwalt Manfred Nötzel. Demjanjuks Verteidiger Günther Maull sagte, sein Mandant sei ständig in ärztlicher Betreuung. Er sei wacklig und sitze im Rollstuhl, könne aber ein paar Schritte gehen. Demjanjuk verstehe, was man ihm sage, aber manchmal höre er nicht zu und scheine vor sich hin zu träumen.
Zur Prüfung der Verhandlungsfähigkeit war Demjanjuk von einem Medizin-Professor und einer Psychiatrie-Professorin ausführlich untersucht worden. Seine Verteidiger hatten sich mit den beiden Sachverständigen einverstanden erklärt, so dass die Entscheidung praktisch nicht mehr anfechtbar ist.
Juristisches Tauziehen
Demjanjuk war 1952 in die USA ausgewandert und wurde nach langem juristischem Tauziehen nach Deutschland abgeschoben. In München drohen ihm bei einer Verurteilung wegen Beihilfe zum Massenmord bis zu 15 Jahre Gefängnis. (wga/kas/ap/rtr)