Grüne: Trittin will an die Spitze
11. August 2012Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Jürgen Trittin hat seine Kandidatur für das Spitzenamt im nächsten Bundestagswahlkampf erklärt. Dem Magazin "Der Spiegel" sagte er, "ich trete an und möchte einer der beiden Spitzenkandidaten von Bündnis 90/Die Grünen sein". Eine Präferenz hinsichtlich der möglichen Mitbewerberinnen Renate Künast, Claudia Roth oder Katrin Göring-Eckardt wollte Trittin nicht nennen: Mit allen Frauen, über deren Kandidatur bisher spekuliert werde, könne er gut zusammenarbeiten, sagte Trittin.
Jede Kandidatin müsse sich aber - ebenso wie er - einem demokratischen Votum der Partei stellen, etwa in einer Urwahl. Für diesen Fall schloss er auch sein eigenes Scheitern nicht aus, etwa wenn die Partei zwei Frauen an der Spitze haben wolle: Er sei als Mann "nicht gesetzt".
Mindestens eine Frau
Grünen-Chef Cem Özdemir hatte kürzlich Fehler der Parteispitze beim Verfahren zur Nominierung der Spitzenkandidaten eingestanden. Die Personaldebatte raube der Partei wertvolle Zeit und Energie, "die wir für die Auseinandersetzung mit Schwarz-Gelb brauchen", sagte Özdemir Ende Juli. Er wünsche sich "eine zügige Lösung". Mögliche Bewerber müssten sich erklären - auf dem Länderrat der Partei werde dann am 2. September über eine Urabstimmung entschieden.
Schon seit Monaten streiten die Grünen über die Spitzenkandidatur. Geklärt ist bislang nur, dass es zwei Bewerber geben soll, unter denen mindestens eine Frau sein muss. Eine Urwahl ist für den Fall vorgesehen, dass es mehr als zwei Bewerber für die beiden Spitzenpositionen gibt.
"Realos" kritisch
Eine Wahlkampf-Doppelspitze aus Trittin und Roth wird im realpolitischen Flügel der Partei kritisch gesehen, da beide dem linken Flügel zugerechnet werden. Der als "Realo" geltende Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer hatte kürzlich die Bundestagsvizepräsidentin Göring-Eckardt als Spitzenkandidatin ins Gespräch gebracht. Die ebenfalls dem Realo-Lager zugerechnete Fraktionschefin Künast hatte bei der vergangenen Wahl im Land Berlin eine Niederlage hinnehmen müssen. Sie gilt seitdem innerparteilich als geschwächt.
Bundespolitisch bezog Trittin im "Spiegel" klar Stellung: Er erteilte einem Bündnis seiner Partei mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nach der Bundestagswahl eine Absage. Für eine solche Koalition gebe es keine Basis. Merkel sei in der Europapolitik nicht in der Lage, sich auch nur ansatzweise rechtzeitig in der eigenen Koalition durchzusetzen, sagte Trittin.
hp/kle (rtr, afp, dapd, dpa)