Größere Umweltschäden in Tianjin befürchtet
Nach der Explosionskatastrophe in der ostchinesischen Hafenstadt Tianjin werden unabsehbare Umweltschäden befürchtet. Am Freitag wurden außerdem wieder neue Brände gemeldet.
Erneut Feuer auf Katastrophengelände ausgebrochen
Am Freitag sind neue Brände auf dem verwüsteten Gelände im Hafen von Tianjin entstanden. Feuerwehrleute seien an vier Brandherden im Einsatz, so die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Am 12.08. waren bei der gewaltigen Explosionsserie mindestens 116 Menschen ums Leben gekommen. Dutzende weitere Menschen werden noch vermisst.
Unsicherheit über Giftbelastung
Nach Behördenangaben wurden bis zu 700 Tonnen extrem giftiges Natriumcyanid auf dem Gelände gelagert. Unklar ist bis heute, ob auch andere Giftstoffe durch die Explosion freigesetzt wurden.
Gewaltige Unterschiede bei Cyanid-Konzentration
Das städtische Umweltschutzamt berichtete am Donnerstag, dass bei einer Wasseranalyse In unmittelbarer Nähe der Unglücksstelle die Konzentration an Cyanid "um das 356-Fache" über dem Grenzwert liege. Allerdings lägen die Cyanid-Spuren außerhalb des Sperrgebiets "unterhalb der Toleranzschwelle."
Informationspolitik in der Kritik
Die lokalen Behörden hatten zunächst versucht, das Ausmaß der Katastrophe herunterzuspielen. Suchwörter im Zusammenhang mit der Explosionskatastrophe wurden aus dem Internet herausgefiltert. "Tinjian zeigt: Chinas Informationspolitik ist eine zentrale Schwachstelle des Systems", sagt Kristin Shi-Kupfer vom Mercator Institute for China Studies (MERICS) in Berlin.
Fischsterben "keine Folge der Explosion"
Bei Tianjin mündet der Haihe-Fluss in die Bohai-Bucht. Etwa sechs Kilometer von der Sperrzone entfernt wurden viele tote Fische ans Flussufer gespült. Laut Behördenangaben ist Sauerstoffmangel im Wasser der Grund für das Fischsterben.
"Fische sind ertrunken"
Die toten Stichlinge wurden unweit einer Schleuse gefunden. Sie leben im Brackwasser und im Süßwasser. Nach der amtlichen Feststellung der Todesursache lassen Chinas Internetuser ihren Galgenhumor erkennen. "Klarer Fall! Selbstmordversuche", schreibt der eine. "Die Fische sind ertrunken", so ein anderer.
Geschädigte Anwohner im Clinch mit Behörden
Die Hochhäuser in der unmittelbaren Nähe des Explosionsorts sind nicht mehr bewohnbar. Die Eigentümer gehen auf die Straße und fordern die Regierung auf, ihre Wohnungen wieder zum ursprünglichen Kaufpreis zurückzukaufen. Die Behörden lehnen die Forderung jedoch ab und bestreiten eine Mitschuld an der Explosionskatastrophe.