Polizei sucht zwei weitere Verdächtige
2. November 2018Nach der mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung einer 18-Jährigen in Freiburg sucht die Polizei zwei weitere Verdächtige. Die Ermittler seien auf zwei neue DNA-Spuren gestoßen, erläuterte Bernd Belle von der Freiburger Kriminalpolizei in einer Pressekonferenz. Diese Spuren gehörten zu keinem der acht Tatverdächtigen, die festgenommen worden seien. Zwei andere DNA-Spuren hätten sich hingegen den Verdächtigen im Alter von 19 Jahren bis 29 Jahren zuordnen lassen. Bei ihnen handelt es sich um sieben Syrer und einen Deutschen.
Intensivtäter erst später festgenommen
Der mutmaßliche Hauptverdächtige wird von der Polizei als Intensivtäter bezeichnet. Seit Sommer 2018 soll der inzwischen 22-jährige Syrer nach und nach mehrere Straftaten begangen haben. Es gehe um drei Körperverletzungen und zwei Taten mit Sexualbezug, hieß es bei der Pressekonferenz weiter. Der 22-Jährige soll im vergangenen Jahr in seiner Wohnung mit einem weiteren Verdächtigen aus dem jetzigen Fall und einer anderen Person an einer Vergewaltigung beteiligt gewesen sein.
Wegen der früheren mutmaßlichen Straftaten des Verdächtigen war bereits am 10. Oktober ein Haftbefehl gegen ihn erlassen worden. Doch die Polizei hatte zunächst keinen Hinweis auf seinen Aufenthaltsort. Deshalb habe man ihn auch nicht eher festnehmen können, verteidigte die Polizei ihr Handeln.
Nähe zur Kurdenmiliz YPG?
Drei Tatverdächtige zeigen sich laut Polizei im Internet auf Fotos mit Waffen. "Dies lässt die Nähe zur YPG oder der PKK zu. Wir können das nicht verifizieren", erklärte Belle. Die YPG ist eine bewaffnete Kurdenmiliz in Nordsyrien, die PKK ist die verbotene kurdische Arbeiterpartei. Zwei Tatverdächtige haben keine Vorstrafen.
Staatsanwaltschaft und Polizeipräsidium in Freiburg bestätigten, dass Sexualdelikte in Freiburg zugenommen haben.
Die 18 Jahre alte Studentin hatte bei der Polizei angegeben, in der Nacht zum 14. Oktober nach dem Besuch einer Diskothek und der Verabreichung einer unbekannten Droge von mehreren Männern vergewaltigt worden zu sein. Laut dem bisherigen Ermittlungsstand hatte der Hauptverdächtige nach seiner Tat weitere Männer geholt, die sich ebenfalls an dem in einem Wäldchen liegenden wehrlosen Opfer vergingen.
In den Tagen nach der Tat veränderte sich in der Stadt mit 230.000 Einwohnern das subjektive Sicherheitsempfinden der Bürger. Viele von ihnen gaben an, abends und in der Nacht in der Öffentlichkeit ein mulmiges Gefühl, beziehungsweise Angst zu haben. Es gab mehrere Demonstrationen, auch von der AfD.
Pro Asyl gegen Sexualaufklärung für Asylbewerber
In dem Zusammenhang äußerte sich vor der Pressekonferenz die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl skeptisch zu der Forderung nach spezieller Sexualaufklärung für Asylbewerber. Geschäftsführer Günter Burkhardt sagte, man lerne Werte und Normen besser im Alltag als im Unterricht. "Sprachkurse, möglichst viele Kontakte mit Ehrenamtlichen, Förderung in der Schule und eine Öffnung des Arbeitsmarktes - das ist die beste Integration und die beste Prävention."
Burkhardt warnte außerdem davor, Asylbewerber in so genannten Ankerzentren oder anderen großen Unterkünften zu isolieren. "Isolierung fördert das Gewaltklima", sagte er, betonte zugleich aber auch, dies sei keine Entschuldigung für Verbrechen wie Vergewaltigung oder Mord.
Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz, hatte als Konsequenz aus der Gruppenvergewaltigung eine umfassende Sexualaufklärung von Asylbewerbern gefordert. "Alle Asylsuchenden müssen unmittelbar nach ihrer Ankunft in Deutschland, noch in der Erstaufnahmeeinrichtung, Wegweiserkurse über das Zusammenleben in Deutschland erhalten - und dazu gehört auch, dass es für sexuellen Missbrauch und andere Gewalttaten null Toleranz gibt."
se/as (n24, dpa, kna, epd, afp)