Boris Johnson wird Außenminister
13. Juli 2016Drei Wochen nach dem historischen Brexit-Votum ist die Konservative Theresa May von Königin Elizabeth II. zur neuen britischen Premierministerin ernannt worden. Unmittelbar nach Amtsantritt besetzte sie wichtige Posten in ihrem Kabinett neu. Boris Johnson, einer der wichtigsten Kämpfer für den EU-Austritt, ist jetzt Außenminister. Der frühere Londoner Bürgermeister galt zunächst als Favorit im Rennen um den Premierposten, verzichtete dann aber auf eine Kandidatur. Der Abgeordnete David Davis wird als Minister für den geplanten Brexit zuständig sein. Er zählt wie Johnson zu den prominenten Vertretern des "Leave"-Lagers.
Kampf gegen "brennende Ungerechtigkeit"
Den bisherigen Außenminister Philip Hammond ernannte May zum neuen Schatzkanzler, nachdem sein Vorgänger George Osborne zurückgetreten war. Hammond dürfte bei den anstehenden Austrittsverhandlungen mit der EU nun eine wichtige Rolle spielen. Zudem rückt die Abgeordnete Amber Rudd an Spitze des Innenministeriums. Das Ministerium wurde zuvor von May geführt. Handelsminister wird Liam Fox, der zunächst selbst auf den Posten des Premierministers spekuliert hatte. Der Brexit-Befürworter wird für die Aushandlung von Handelsabkommen zuständig sein.
In einer ersten Rede betonte Theresa May vor dem Regierungssitz in der Downing Street, dass sie gegen die "brennende Ungerechtigkeit" kämpfen will. Großbritannien müsse eine Union aller Bürger sein, betonte May in ihrer Rede. Sie werde keine Entscheidungen treffen, die von den Interessen einiger weniger Privilegierter getrieben seien. "Gemeinsam werden wir ein besseres Britannien bauen."
May ist die erste Frau an der Regierungsspitze seit dem Rücktritt von Margaret Thatcher 1990. Sie würdigte ihren Vorgänger David Cameron, der nach dem Votum der Briten für einen Austritt aus der EU zurückgetreten war. Cameron hatte seine Frau und drei Kinder mit in den Buckingham-Palast gebracht. May wurde von ihrem Mann begleitet.
Merkel freut sich auf Zusammenarbeit
Bundeskanzlerin Angela Merkel wünschte May telefonisch Glück für das neue Amt. Wie Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin am Abend mitteilte, seien sich beide einig, dass die Zusammenarbeit im Geiste der freundschaftlichen Beziehungen beider Länder fortgesetzt werden soll.
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker will rasch mit May über die Folgen des Brexit-Votums sprechen. In seinem Glückwunschschreiben an die Regierungschefin schrieb er: "Das Ergebnis des Referendums im Vereinigten Königreich hat eine neue Lage geschaffen, die das Vereinigte Königreich und die Europäische Union bald angehen müssen." Auch der russische Präsident Wladimir Putin gratulierte May. Putin habe in einem Telegramm seine Bereitschaft zu einem konstruktiven Dialog mit der Premierministerin betont, teilte der Kreml mit.
Der einstige Mann der Zukunft ist Vergangenheit
Mays Vorgänger Cameron sagte, Großbritannien solle der EU auch künftig "so nahe bleiben, wie wir nur können". Wenige Stunden vor seinem offiziellen Abgang verabschiedete er sich mit launigen Worten vom Parlament. "Ich war einmal die Zukunft", sagte er nach sechsjähriger Amtszeit unter großem Beifall der Abgeordneten. "Ich werde die Rufe der Menge vermissen, ich werde die Buhs der Opposition vermissen." Cameron, der für den Verbleib in der EU kämpfte, gibt sein Amt wegen der schweren Niederlage beim Brexit-Referendum vom 23. Juni auf. 52 Prozent der Wähler hatten für den Austritt aus der EU gestimmt. Cameron hatte das Referendum selbst initiiert.
cr/stu (dpa, afp, rtr)