Grimms Märchen - Der ewige Exportschlager
Märchen gibt es auf der ganzen Welt. Doch bis heute ist kaum eine Sammlung so erfolgreich wie die weltberühmten "Kinder- und Hausmärchen" der deutschen Brüder Jacob und Wilhelm Grimm. Die Geschichte eines Kulturexports.
Geschichten für die Ewigkeit
Vor rund 200 Jahren wurden sie veröffentlicht, heute sind sie ein weltweiter Erfolg - und das nicht nur in Kinderzimmern: Die von den Hanauer Brüdern Jacob und Wilhelm Grimm gesammelten "Kinder- und Hausmärchen". Die bekanntesten Geschichten sind unzählige Male für Film und Bühne adaptiert worden, zum Beispiel "Hänsel und Gretel", hier als Opernsinszenierung in Erfurt.
Märchenpädagogik
Oft werden Märchen als Wertevermittler verstanden. In "Die Sterntaler" verschenkt ein armes Waisenmädchen all seinen Besitz. Dann fallen die Sterne als Silbertaler vom Nachthimmel und das Mädchen kann sie aufsammeln. Die Geschichte steht in den "Kinder- und Hausmärchen" der Brüder Grimm, geht aber zum Teil auf eine Novelle des deutschen Romantikers Achim von Arnim zurück.
Die Quellen der Märchensammler
Die Sprachwissenschaftler und Volkskundler Jacob und Wilhelm Grimm schrieben meist nieder, was andere ihnen erzählten. Zu ihren wichtigsten Quellen gehörte die hessische Familie Hassenpflug. Von ihnen stammt zum Beispiel das heute weit über Deutschland hinaus bekannte Märchen "Rumpelstilzchen", hier aufgeführt im Ernst-Deutsch-Theater in Hamburg im November 2015.
Deutsches Kulturgut?
Nicht alle "Kinder- und Hausmärchen" der Brüder Grimm sind deutsche Erzählungen. Das berühmte Märchen "Aschenputtel" geht zum Beispiel auf den französischen Schriftsteller Charles Perrault zurück. Dass die Grimms es aufschrieben, lässt sich wiederum durch die französischen Wurzeln der Familie Hassenpflug erklären. "Aschenputtel" wurde durch die Disney-Verfilmung "Cinderella" zum globalen Erfolg.
Welterfolg als Trickfilm
Trickfilmpionier Walt Disney machte die Grimm-Märchen in den USA und weltweit populär. "Schneewittchen und die Sieben Zwerge" (1937) war der erste abendfüllende Zeichentrickfilm der Walt Disney Company und mit einem Einspielergebnis von 1,7 Milliarden US-Dollar ein großer Publikumserfolg. Der Film basiert auf dem Märchen "Schneewittchen" aus der Erstausgabe der "Kinder- und Hausmärchen".
Märchenhafte Popkultur
Nicht nur das Disney-Unternehmen bearbeitet die Märchen der Brüder Grimm für ein Publikum des 21. Jahrhunderts. Die Popkultur lässt sich immer wieder von den alten Geschichten inspirieren. 2011 kam der Fantasy-Thriller "Red Riding Hood" mit Amanda Seyfried in der Hauptrolle in die Kinos (siehe Bild). Der Film greift Elemente des Grimm-Märchens "Rotkäppchen" auf.
Getanzte Geschichten
Auch andere Künste bedienen sich der Grimm-Märchen. "Dornröschen", ursprünglich von Charles Perrault, wurde von den Grimms in der Erstausgabe der "Kinder- und Hausmärchen" veröffentlicht. Der russische Komponist Pjotr Iljitsch Tschaikowski verarbeitete den Stoff zu einem Ballett, das 1890 uraufgeführt wurde. 2015 war "Dornröschen" unter anderem in der Deutschen Oper Berlin zu sehen.
Angst und Schrecken
Ursprünglich sammelten die Grimms ihre Märchen nicht für Kinder. Erst durch die sprachliche Überarbeitung von Wilhelm Grimm und unter dem Einfluss des Briten Edgar Taylor seien die Geschichten "verbürgerlicht" worden, sagt Märchenforscher Jack Zipes. Einige Märchen sind erschreckend grausam, zum Beispiel "Der Räuberbräutigam": In der Geschichte wird eine Jungfrau von Räubern in Stücke gehackt.
Konkurrierende Märchensammler
Nicht nur die Brüder Grimm, auch andere Deutsche sammelten Volksmärchen. Der Schriftsteller, Archivar, Bibliothekar und Apotheker Ludwig Bechstein veröffentlichte von 1845 bis 1857 die Märchensammlung "Deutsches Märchenbuch". Sie enthält unter anderem das Märchen "Tischlein, deck Dich!", das die Brüder Grimm schon in der Erstauflage ihrer "Kinder- und Hausmärchen" veröffentlicht hatten.
Von Hessen in die Welt
Seit 2005 gehören Grimms Märchen zum Weltdokumentenerbe der UNESCO. Bis heute wurden sie in 160 Sprachen übersetzt. Das größte Ansehen genießen die Grimms aber wohl noch in Deutschland. Seit 2011 gibt es an der Universität Kassel eine Grimm-Professur, in Hanau ehrt ein Nationaldenkmal die Brüder und auf dem Marburger "Grimm-Dich-Pfad" (siehe Bild) begegnet man ihren Märchenfiguren.