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Griechisch für Daheimgebliebene

Zusammengestellt von der Deutschen Presse-Agentur 14. September 2004
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Niemand erwartet, dass Athleten, Funktionäre und Zuschauer die Sprache des Olympia-Gastlandes beherrschen. Aber ein bisschen Griechisch kann jeder. Wetten?

Olympia Athen 2004 Impressionen
Bild: AP

ERSTE LEKTION

Akropolis

Die Akropolis ("Hochstadt") bildete das religiöse Zentrum des antiken Athens. Sie war ursprünglich eine Burg der Könige und ein Sitz von Heiligtümern, diente später aber nur noch als Tempelburg. Die auf einem Kalksteinplateau oberhalb der griechischen Hauptstadt angelegten Bauwerke sind heute ein Monument der abendländischen Kultur und eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Welt. Die wichtigsten Gebäude der Akropolis stammen aus dem fünften Jahrhundert v. Chr. Dazu gehören der Parthenon-Tempel der Göttin Athena, das Erechtheion (benannt nach dem legendären König Erechtheus), die Propyläen und der Athena-Nike-Tempel. Aufgrund der Zerstörungen und Umweltbelastungen wird die Akropolis beinahe ständig restauriert und gleicht einer permanenten Baustelle.

Awrio

"Awrio" ist in Griechenland fast so etwas wie ein Zauberwort. Wörtlich übersetzt heißt es "morgen". Damit ist jedoch nicht konkret der nächste Tag gemeint. "Awrio" bezeichnet vielmehr - ähnlich wie das spanische "mañana" - einen nicht näher festgelegten Zeitpunkt in der Zukunft. Unangenehme Erledigungen werden gerne auf "awrio" verschoben, also auf irgendwann. Wenn man zum Beispiel einen Handwerker ruft, kann es passieren, dass dieser versichert: "Ich komme dann morgen vorbei." Wann dieses "morgen" ist, sagt er nicht.

Europa

Der Name "Europa" (neugriechisch: Evropi) geht auf die Tochter des phönizischen Königs Agenor zurück. Nach der griechischen Mythologie verliebte sich Zeus, der oberste olympische Gott, in das Mädchen und beschloss, es zu entführen. Dazu nahm er die Gestalt eines Stiers an, der dem Meer entstieg und sich Europa näherte. Auf seinem Rücken brachte er seine Beute über das Meer nach Kreta. Dort gab er sich Europa in seiner göttlichen Gestalt zu erkennen und zeugte mit ihr drei Söhne. Etymologisch leitet sich der Name "Europa" vom griechischen Wort "erebos" (pechschwarze Nacht) und dem semitischen "ereb" (dunkler Abend) ab.

Gia sou

Der Ausdruck "gia sou" ist in Griechenland so etwas wie eine Allzweck-Formel, mit der man fast nie falsch liegt. Er kann als Begrüßung zu jeder Tages- und Nachtzeit benutzt werden. "Gia sou" (gesprochen "jassu") bedeutet wörtlich "auf deine Gesundheit". Die Griechen benutzen es - wie die Italiener ihr "ciao" - im Sinne von "hallo" zur Begrüßung oder von "tschüss»" zum Abschied. Sie sagen "gia sou" auch, wenn jemand niest ("Gesundheit!") oder wenn sie beim Trinken mit Freunden anstoßen ("prost"). Wenn man jemanden siezt oder zu mehreren Leuten spricht, muss es "gia sas" (gesprochen "jassas") heißen.

Gyros

Der Gyros ist die griechische Abwandlung des türkischen Döners. In beiden Fällen handelt es sich um stark gewürztes Fleisch, das auf einen Spieß gesteckt und vor einem vertikalen Grill gedreht wird. Von dem Drehspieß werden die jeweils frisch gegarten Fleischschichten in dünnen Scheiben abgeschnitten. Der Unterschied zwischen dem Gyros und dem Döner besteht darin, dass in der türkischen Version Rind- und Lammfleisch, bei den Griechen dagegen auch Schweinefleisch verwendet wird. Der Gyros (zu deutsch: "Drehung") ist in Griechenland in den vergangenen Jahren seltener geworden. Der Grund: Die Regierung erließ strenge Qualitätsnormen für das verwendete Fleisch, so dass vielen Imbiss-Besitzern die Herstellung zu teuer wurde.

Kafenion

Das Kafenion ist ein zumeist altes und spartanisch eingerichtetes Café. Es bildet traditionell das Zentrum eines griechischen Dorfes. Hier treffen sich überwiegend ältere Männer, spielen Tawli (Backgammon) oder Karten und diskutieren über Politik oder Fußball. Das Kafenion ist bis heute eine Männerdomäne geblieben. Griechische Frauen trifft man dort selten. Allerdings ist diese - als typisch griechisch geltende - Institution auf dem Rückmarsch. Die Lokale können sich wirtschaftlich immer weniger halten, denn im Kafenion halten die Gäste sich häufig stundenlang an einem Kaffee oder einem Ouzo (siehe Lektion 2) fest. Das Kafenion muss zunehmend modernen Cafés weichen, die auch bei jüngeren Leuten beliebter sind.

"Kiosk", "Kumpel" und "Anisschnaps" sind Teil der zweiten Lektion auf der nächsten Seite.

ZWEITE LEKTION

Malakas

Böse Zungen behaupten, das Wort "malakas" komme in griechischen Alltagsgesprächen in jedem zweiten Satz vor. Dies dürfte übertrieben sein, aber es stimmt auch, dass es vor allem bei jungen Leuten beliebt ist. Entweder wird es als Schimpfwort gebraucht, oder durchaus auch liebevoll im Sinn von "Kumpel". In besseren Kreisen ist das Wort allerdings als vulgär verpönt.

Olympia

Olympia ist ein antikes Heiligtum auf der griechischen Halbinsel Peloponnes, das den Olympischen Spielen ihren Namen gab. An diesem Ort, heute eine der wichtigsten Touristen- Attraktionen in Griechenland, fanden im Jahr 776 v. Chr. die ersten Spiele statt. Der Name Olympia bedeutet "die vom Olymp kommende (Gottheit)". Abgesehen von dem Namen hat Olympia mit dem Berg jedoch nichts zu tun. Das antike Olympia liegt im Süden des Landes, der Olymp ist 700 Kilometer entfernt in Nordgriechenland gelegen. Der Berg ist mit 2917 Metern die höchste Erhebung des Landes. Sein Name bedeutet "voll des Lichtes". Im Altertum galt der Olymp als der Sitz der Götter.

Olympionike

Ein Olympionike ist streng genommen ein Olympiasieger. Das griechische Wort "niki" heißt auf Deutsch "Sieg". Danach gab es bei den Olympischen Spielen in Athen 301 Olympioniken, denn es standen insgesamt 301 Medaillenwettbewerbe auf dem Programm. Der Gebrauch des Begriffs hat sich im Laufe der Zeit jedoch geändert. Heute bezeichnet das Wort Olympionike auch allgemein die Teilnehmer der Spiele - also nicht nur die Goldmedaillengewinner, sondern alle Athleten. Dies wird - sehr zum Leidwesen der Altphilologen - mittlerweile auch vom "Duden" als korrekt angesehen.

Ouzo

Der Ouzo ist ein Anisschnaps und gilt als das griechische Nationalgetränk. Er erfreut sich auch außerhalb Griechenlands zunehmender Beliebtheit. Die Griechen trinken ihn zumeist nicht aus Schnapsgläsern, sondern aus kleinen Wassergläsern. Der Ouzo wird in Griechenland selten pur, sondern zumeist mit Eiswürfeln oder mit etwas Wasser verdünnt getrunken. Bei Zusatz von Wasser bekommt er eine milchige Farbe. Man kippt den Schnaps nicht in einem Zug hinunter, sondern genießt ihn in kleinen Schlückchen - am liebsten mit ein paar "mezedes" (Häppchen). In Griechenland gibt es aber auch Schnäpse ohne Anis. Dazu gehört der Tsipouro. Dieser wird - ähnlich wie der Grappa in Italien oder der Orujo in Spanien - aus Weintraubentrester gebrannt. Auf Kreta heißt er Raki.

Periptero

Das "Periptero" (Kiosk) gilt als eine geniale Erfindung der Griechen. In Athen und anderen griechischen Städten gehören die Kioske zum Straßenbild. Sie sind die Mini-Version eines Tante-Emma-Ladens. Auf einer Fläche von kaum mehr als drei Quadratmetern bieten diese Büdchen nicht nur Zeitungen und Zigaretten an, sondern auch Getränke, Kekse oder Telefonkarten. Häufig sind die Kioske so vollgepackt, dass für den Verkäufer kaum Platz bleibt. Für die Anwohner sind sie eine wichtige Tratsch- und Informationsbörse über die Nachbarschaft. Hinter dem "Periptero" steckt auch eine soziale Idee. Die Lizenzen für diese Kleinstunternehmen werden - im Prinzip - an Kinderreiche, Kriegsversehrte und sozial Schwache vergeben.

Poseidon

Poseidon war im antiken Griechenland der Gott des Meeres. Er hätte beinahe der jetzigen Olympia-Stadt Athen seinen Namen gegeben. Die griechische Hauptstadt hieße dann heute nicht Athen, sondern "Poseidonia". Nach der Mythologie kämpften im Altertum Poseidon und Pallas Athena, die Göttin der Weisheit, um die Macht in Attika und darum, wer dem heutigen Athen seinen Namen geben durfte. König Kekrops entschied, wer der Stadt das beste Geschenk machte, sollte der Sieger sein. Pallas Athena schenkte den Athenern einen Olivenbaum, Poseidon hatte nur Salzwasser zu bieten. Kekrops hielt den Baum für nützlicher und sprach der Göttin den Sieg zu. Seither gilt der Olivenbaum als "heilig".

Mit der dritten und letzten Lektion ist "Schluss". Der Rest ist Ihnen ohnehin geläufig ...

DRITTE LEKTION

Retsina

Retsina ist ein griechischer Landwein, der zur Verbesserung der Haltbarkeit geharzt wurde. Das Harz verleiht dem Wein einen eigentümlich herben Geschmack, an den die Besucher Griechenlands sich erst gewöhnen müssen. Schon im Altertum waren Weine geharzt worden. In antiken Amphoren wiesen Wissenschaftler Reste von Baumharz nach. Heute ist der Retsina eine Spezialität Griechenlands. Nicht einmal im griechischen Teil Zyperns findet man geharzten Wein. Allerdings ist der Retsina auch in Hellas auf dem Rückzug. Immer mehr Griechen trinken zum Essen lieber Bier oder ungeharzten Wein.

Sirtaki
Der Sirtaki wird häufig als ein griechischer Traditionstanz bezeichnet. Dies ist aber nicht richtig. Der Name wurde von einer Werbeagentur erfunden, die nach einem Namen für den Tanz am Ende des Films "Alexis Sorbas" von Michael Cacoyannis (1964) gesucht hatte. Die von Mikis Theodorakis komponierte Musik zu diesem Tanz basiert zwar auf Elementen alter Volkstänze wie des "Chassapiko" (Metzgertanz). Sie ist aber eine auf den Geschmack des internationalen Publikums zugeschnittene Version. Der Begriff "Sirtaki" taucht weder im Film auf, noch in dem Roman von Nikos Kazantzakis aus dem Jahr 1946, auf dem der Kinoklassiker beruhte. Auch auf der Schallplatte mit der Filmmusik steht als Titel nicht "Sirtaki", sondern "Zorba's Dance".

Stadion

Der Begriff Stadion bezeichnete im antiken Griechenland ursprünglich nicht so sehr eine sportliche Wettkampfstätte, sondern ein Längenmaß. Ein Stadion maß 192 Meter, was 600 Fuß entsprach. Dies war auch die Länge der Bahn, auf der im antiken Olympia die Läufe stattfanden. Bei den ersten Olympischen Spielen 776 v. Chr. gab es nur den Kurzstreckenlauf über ein Stadion, also 192 Meter. Später kamen auch andere Distanzen hinzu. Die in späterer Zeit angelegten Ränge für die Zuschauer hießen "theatron" (Theater). Im heutigen Griechenland bezeichnet das Wort Stadion eine Anlage wie das Olympiastadion, die auch über eine Laufbahn für die Leichtathleten verfügt. Ein reines Fußballstadion heißt auf Griechisch "gipedo".

Telos

Telos ist das griechische Wort für "Schluss" oder "Ende". Das Wort stammt vom gleichnamigen altgriechischen Begriff. Im antiken Griechenland hatte "telos" jedoch eine etwas andere Bedeutung. Es bezeichnete das Ziel oder den Zweck. Daraus leitete sich in der Philosophie die Teleologie ab, die Lehre von der Zielgerichtetheit. Diese Lehre unterstellt, dass Naturphänomene auf einen bestimmten Zweck ausgerichtet sind. Sie steht im Gegensatz zur Evolutionstheorie, die jede Zweckgerichtetheit der Natur verneint.