Westerwelle: "Griechenland und Europa gehören zusammen"
15. Januar 2012Griechenland und Europa gehörten zusammen, sagte Bundesaußenminister Guido Westerwelle nach einem Treffen mit seinem griechischen Kollegen Stavros Dimas in Athen. Mit seinem Besuch wolle er eine Botschaft der Ermutigung aussenden: Was die griechische Bevölkerung bislang mitgetragen habe, verdiene Respekt. Die Reformen seien hart, aber notwendig, betonte er. Zugleich versicherte er, Deutschland und Europa wollten den Griechen bei der Bewältigung der Probleme helfen. "Wir wollen die Probleme gemeinsam meistern", sagte der Bundesaußenminister. Athen müsse aber den Reformweg weitergehen. Das Land müsse seine Wettbewerbsfähigkeit steigern.
"Gestärkt aus der Krise"
Dimas zeigte sich zufrieden und erklärte, Deutschlands Bekenntnis, Griechenland zur Seite zu stehen, sei "sehr wichtig". Der griechische Außenminister fügte hinzu, er glaube, dass sein Land gestärkt aus der Krise hervorgehen werde.
Zum Auftakt seines Besuchs in Athen hatte Westerwelle mit Ministerpräsident Lucas Papademos und dem Chef der konservativen Nea Dimokratia, Antonis Samaras, gesprochen.
Die Nea Dimokratia gehört der Regierung der nationalen Einheit an, die Griechenland mit einem rigiden Sparprogramm aus der Schuldenkrise führen will. Samaras macht sich Hoffnung, bei der im Frühjahr anstehenden Neuwahl an die Spitze der Regierung zu rücken. Mit Blick auf die Wahlen sagte Westerwelle, er setze darauf, dass der Reformkurs von allen mitgetragen werde.
Beide Außenminister zeigten sich vorsichtig zuversichtlich angesichts der stockenden Gespräche mit privaten Gläubigern über einen Schuldenschnitt. Westerwelle sagte: "Wir arbeiten an dem Erfolg der Verhandlungen". Zu Details oder Spekulationen rund um die Gespräche äußere er sich aber nicht. Auch Dimas sagte voraus, die Verhandlungen würden bald fortgesetzt und sicher "von Erfolg gekrönt sein".
Harte Verhandlungen
Griechenland steht bei Banken und anderen privaten Großinvestoren mit 206 Milliarden Euro in der Kreide. Banken und Fonds sollen 100 Milliarden Euro davon erlassen und den Rest in neue Schuldscheine umtauschen. Knackpunkt ist aber vor allem, zu welchen Konditionen Griechenland die verbliebenen gut 100 Milliarden Euro zurückzahlt. Die Gespräche wurden am Freitag unterbrochen, in wenigen Tagen soll der regelrechte Verhandlungspoker weitergehen. Eine Einigung gilt als Voraussetzung für weitere EU-Hilfen, die notwendig sind, um Griechenland vor einer Staatspleite zu bewahren. Andererseits hätten aber einige Fonds finanzielle Vorteile von einem Scheitern.
Schon an diesem Montag beginnen die sogenannten Troika-Experten von EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds in Athen mit den Verhandlungen über das neue Rettungsprogramm für Griechenland. Das Team muss die Umsetzung der Reformen prüfen und analysieren, ob die bisher geplante Hilfe von 130 Milliarden Euro aus den Euro-Staaten und ein Verzicht von 100 Milliarden Euro seitens der Banken und Fonds zur Sicherung der griechischen Schuldentragfähigkeit ausreichen.
Autor: Herbert Peckmann (afp, dapd, dpa, rtr)
Redaktion: Stephan Stickelmann