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Korruptionsranking: Gewinner und Verlierer

Rachel Baig3. Dezember 2013

Die unbestechlichsten Länder sind laut einer neuen Transparency-Studie die skandinavischen Staaten. Deutschland liegt im Ranking im oberen Drittel. Ein südeuropäisches Land ist besonders stark abgestürzt.

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Banner mit Aufschrift "20 Jahre Transparency International" (Foto: DW)
Bild: DW/C. Vieira Teixeira

Nach Einschätzung von Transparency International ist in Griechenland die Korruption im EU-Vergleich am stärksten verbreitet. Im aktuellen Korruptionswahrnehmungsindex, der von der Organisation am Dienstag (03.12.2013) in Berlin veröffentlicht worden ist, war das hoch verschuldete Land erneut das Schlusslicht der Europäischen Union. Trotzdem ist Griechenland eines der Länder, die sich im Vergleich zu 2012 verbessert haben. Immerhin bekam Griechenland vier Punkte mehr und belegt damit Platz 80 unter 177 Staaten weltweit.

Im Kampf gegen die Schuldenkrise habe das Land Fortschritte gemacht und dabei verschiedene Maßnahmen ergriffen, sagt Transparency-Experte Finn Heinrich gegenüber der DW. "Griechenland hat einen obersten Korruptionsbekämpfer ernannt, der mit dem Premierminister zusammenarbeitet. Außerdem wurden mehrere hochrangige Beamte wegen Korruption schuldig gesprochen und verurteilt", erläutert er die Schritte, die das Land im Kampf gegen die Korruption unternommen hat. "Innerhalb der EU ist Spanien der große Verlierer", erklärt Heinrich weiter. Das Land verlor zehn Punkte im Index und landete mit 59 Punkten nur noch auf Platz 40. Spanien steckt seit fünf Jahren in einer Wirtschaftskrise, die das Land zu drastischen Sparmaßnahmen zwang. In der Studie ist besonders auffällig, dass vor allem EU-Mitgliedsländer, die von der Finanzkrise betroffen sind, schlecht abgeschnitten haben.

Flagge von EU und Griechenland. (Foto:Petros Giannakouris/AP/dapd)
Griechenland ist im Korruptionsranking erneut Schlusslicht in der EUBild: AP

"In Spanien kommen immer noch viele ungestraft davon, wenn ein Korruptionsskandal auffliegt", so Heinrich. Spanien verzeichnet gemeinsam mit Mali, Gambia, Guinea-Bissau und Libyen die zweitgrößten Verluste in der Studie. Nur Syrien, das vom Bürgerkrieg gezeichnet ist, stürzte noch stärker ab. Deutschland kommt mit 78 von 100 möglichen Punkten auf Platz zwölf, zusammen mit Island.

Jährliche Rangliste

Der Corruption Perceptions Index (CPI) reicht von null bis 100, wobei 100 für den niedrigsten Korruptionsgrad steht. Am unbestechlichsten sind der Studie zufolge Dänemark und Neuseeland, beide Länder kamen auf 91 Punkte, dicht gefolgt von Finnland und Schweden mit je 89 Punkten. Den letzten Platz der Rangliste teilen sich auch in diesem Jahr Afghanistan, Nordkorea und Somalia mit jeweils acht Punkten.

Infografik Korruptionswahrnehmungsindex Transparency International 2013
Spanien ist im Korruptionsranking besonders stark abgestürzt

Der Index soll die Bestechlichkeit und Vetternwirtschaft bei Mitgliedern von Regierung, Behörden und anderen öffentlichen Einrichtungen widerspiegeln. Im diesjährigen Korruptionsindex haben mehr als zwei Drittel der 177 Länder weniger als 50 Punkte erreicht. "Die Zahlen, Daten und Fakten für den Index erhalten wir aus Studien und Einschätzungen internationaler Institute wie die Weltbank. Außerdem werden Geschäftsleute sowie Länderanalysten befragt und Umfragen mit Staatsbürgern im In- und Ausland gemacht", erklärt Heinrich die Vorgehensweise. Dadurch erhofft sich Transparency eine möglichst große Bandbreite an Aussagen.

Korruption und Finanzkrise im Zusammenhang

"In manchen Ländern der EU ist die Finanzkrise mit der Korruption verbunden. Wir denken sogar, dass die Korruption zu einem großen Teil zu der Finanzkrise beigetragen hat", sagt Heinrich. "Denn dadurch hatten die öffentlichen Einrichtungen nicht genügend Geld zur Verfügung".

Symbolbild Korruption Kamelhändler Somalia (Foto: SIMON MAINA/AFP/Getty Images)
Korruption ist nicht nur ein Problem in EntwicklungsländernBild: SIMON MAINA/AFP/Getty Images

Dass Spanien in dem Ranking von Transparency International trotzdem besser dasteht als Griechenland mag an der besseren Wirtschaftslage liegen. "Die Ausgangssituation in Spanien war besser, denn es hat schon immer eine industrielle Basis gehabt, sagt Klaus Schrader, stellvertretender Leiter des Instituts für Weltwirtschaft. "Spanien ist zwar durch den Immobilienboom in die Krise geraten, hat sich aber kontinuierlich eine Exportbasis aufgebaut". Spanien könne im wirtschaftlichen Sektor im nächsten Jahr also gute Zahlen erwarten. Aber nicht nur dort, sondern möglicherweise auch im Korruptionswahrnehmungsindex.

Finn Heinrich von ­Transparency ­International betont, dass die negativen Zahlen in dem Bericht meistens dazu führten, dass die Länder etwas unternehmen, um sich in dem Ranking zu verbessern. "Die meisten Länder sehen die Studie als Warnzeichen und versuchen sich danach zu verändern. Viele kommen auf uns zu, um herauszufinden, wie sie sich verbessern können", so Heinrich.