Grass greift polnische Politik an
18. Juni 2007Anzeige
Der deutsche Literaturnobelpreisträger Günter Grass hat der polnischen Staatsführung im Streit um die EU-Verfassung eine "Blockadepolitik" und das Aufwärmen historischer Ressentiments vorgeworfen. Der Schriftsteller (79) attackierte am Montag in Lübeck bei einer Diskussion mit deutschen und polnischen Jugendlichen Staatspräsident Lech Kaczynski und Ministerpräsident Jaroslaw Kaczynski. Diese "merkwürdigen Zwillinge" nähmen die Kooperation mit rechtsradikalen Parteien mit antisemitischen Tendenzen in Kauf. "Ich hoffe, dass die Zeit der Zwillinge bald vorbei ist", sagte Grass. Die Blockadehaltung schade der gesamten EU, denn eine gemeinsame Verfassung würde den europäischen Prozess fördern. Die EU sollte nach den Erfahrungen des 20. Jahrhunderts mit Zwei Weltkriegen und Diktaturen ihre Friedenspotenz einsetzen, auch mit Blick auf die aktuelle Politik der USA und Russlands.