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Politik

Grönland-Kauf: Donald Trump meint's ernst

Carla Bleiker Washington
20. August 2019

Der US-Präsident hat sein Interesse an einem Erwerb der Insel bekräftigt. Kritiker sehen in Trumps Bekundungen zum Grönland-Kauf ein weiteres Zeichen für seine Gleichgültigkeit gegenüber Minderheiten.

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USA Morristown, New Jersey | Donald Trump, Präsident
Bild: Reuters/J. Ernst

Man ist ja so einiges gewohnt von US-Präsident Donald Trump. Aber dass sein Interesse an einem Grönland-Kauf kein Scherz gewesen war, musste er dann doch nochmal bestätigen. "Strategisch gesehen wäre das interessant", sagte Trump am Sonntag gegenüber Reportern. Er verglich den Kauf von Grönland mit einem "großen Immobilien-Deal", und fügte hinzu: "Wir haben Interesse." Um am Montagabend (Ortszeit) via Twitter nachzuschieben: "Ich verspreche, das nicht mit Grönland zu machen!" - keinen Trump-Tower dort zu bauen:

Grönland ist ein teilautonomes Gebiet von Dänemark. Es ist mit zwei Abgeordneten im dänischen Parlament vertreten und hat eine eigene Regierung, die von den Grönländern alle vier Jahre gewählt wird. Trump betonte in seinem kurzen Statement am Sonntag zwar die enge Beziehung zwischen den USA und Dänemark. Aber dort ist man von der Idee wenig begeistert.

"Grönland ist nicht dänisch. Grönland gehört Grönland", sagte die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen am Sonntag während eines Besuchs auf der Insel. Und von Seiten der grönländischen Regierung hieß es: "Wir sehen das als Ausdruck eines größeren Interesses, in unser Land und die Möglichkeiten, die wir bieten, zu investieren. Natürlich steht Grönland nicht zum Verkauf."  

Ran ans grönländische Öl

In den USA reichen die Reaktionen von amüsierter Fassungslosigkeit bis zu ernstem Interesse. Der ehemalige US-Botschafter in Dänemark unter Präsident Barack Obama, Rufus Gifford, sagte dem amerikanischen Radiosender NPR, er habe gelacht, bis ihm die Tränen kamen, als er von der Nachricht hörte.

Grönland Jakobshavn Gletscher
Unter Grönlands schmelzender Eisdecke lagern wertvolle ÖlreservenBild: picture-alliance/AP Photo/NASA

Der republikanische Kongressabgeordnete Mike Gallagher aus Wisconsin dagegen schrieb auf Twitter, ein Grönland-Kauf könnte ein "kluger geopolitischer Schachzug" sein. Der demokratische Senator Joe Manchin III. aus West Virginia betonte in einem TV-Interview am Sonntag, dass die USA in Grönland bereits eine strategisch wichtige Militärbasis haben: Die Thule Air Base. "Ich verstehe die Strategie [hinter einem möglichen Kauf] für diesen Teil der Welt, wenn man bedenkt, wie sich die Arktis jetzt öffnet", sagte der Senator.

Damit trifft Manchin genau den Punkt, den die meisten Beobachter als Motivation hinter Trumps Interesse an Grönland vermuten. Claus Elholm Andersen, Professor für Skandinavien-Studien an der University of Wisconsin Madison, sagt, der US-Präsident habe es wahrscheinlich auf die natürlichen Ressourcen der Insel abgesehen. "Wir wissen, dass es große Öl-Reserven um und auf Grönland gibt", sagte der Dänemark-Experte im DW-Interview. Dadurch, dass schon viel Eis geschmolzen ist, gebe es jetzt außerdem zwei Passagen, die um Grönland herum durchs Polarmeer führten. "Wer kann Gebühren von all den Schiffen kassieren, die von China in den Westen und umgekehrt da entlang fahren?" Das sei eine wichtige Frage, so Andersen.

Mehr dazu: Kommentar: Trumps eiskaltes Kalkül

Kein Respekt für Minderheiten

Trumps Vorstoß ist nicht das erste Mal, dass die US-Regierung Interesse an Grönland zeigt. Schon 1946 versuchte Präsident Henry Truman, Dänemark die Insel abzukaufen. Damals klang die Idee wahrscheinlich nicht allzu abwegig, schließlich hatten die USA 1917 die Virgin Islands von Dänemark erstanden. Es gab jedoch einen wichtigen Unterschied. 1917 war Dänemark noch eine Kolonialmacht, die mit den karibischen Inseln eine ihrer damals wenig wertvollen Kolonien verkaufte. Das war 1946 schon anders: Im zweiten Weltkrieg war die strategisch wichtige Lage von Grönland zwischen den USA und Europa klar geworden. Dänemark war an einem Verkauf nicht interessiert.

Heute wirkt die Idee abwegiger denn je. "Der Gedanke, Ländern mit Menschen darin zu verkaufen, ist entsetzlich", sagt Andersen. "Wir leben in einer vollkommen anderen Welt" als damals. Außerdem zeige die Art und Weise, wie Trump mit dem Thema umgeht, dass ihm die größtenteils Inuit-stämmige Bevölkerung Grönlands völlig gleichgültig sei. "Trumps Gegner kritisieren ihn dafür, dass er die Rechte von Minderheiten nicht respektiert", sagt Andersen. "Und dieses Wochenende hat er das selbst wieder bestätigt, in dem er gesagt hat, ein Grönland-Kauf sei nur ein Immobilien-Geschäft."

Die Aussagen von Trump werden wohl auch Thema sein, wenn der US-Präsident im September zum Staatsbesuch in Dänemark ist – falls er die Reise denn antritt. Am Wochenende sagte er Reportern, es sei nicht mehr sicher, ob er nach Dänemark reise. In Kopenhagen rechnet man erstmal weiterhin mit ihm, eine Visite bei Königin Margrethe ist eingeplant. "Wir gehen davon aus, dass es einen Besuch des amerikanischen Präsidenten geben wird", sagte Ministerpräsidentin Frederiksen am Sonntag im dänischen Fernsehen.

Arktis: Wettbewerb um Rohstoffe

Carla Bleiker
Carla Bleiker Redakteurin, Channel Managerin und Reporterin mit Blick auf Wissenschaft und US-Politik.@cbleiker