"Gorch Fock"-Kommandant abgesetzt
22. Januar 2011"Ich habe den Inspekteur der Marine angewiesen, den Kommandanten (Norbert Schatz) von der Führung des Schiffes zu entbinden", erklärte Karl-Theodor zu Guttenberg, wie sein Ministerium in Berlin in der Nacht zum Samstag (22.01.2011) bestätigte. Nach seiner Rückkehr in den Heimathafen Kiel solle das Schiff auch bis auf weiteres nicht mehr auslaufen.
Schiff ohne Zukunft?
Die "Gorch Fock" werde aus der Fahrbereitschaft genommen, "bis eine noch einzusetzende Kommission auch unter Mitwirkung von Abgeordneten des Deutschen Bundestags beurteilt hat, inwieweit die "Gorch Fock" als Ausbildungsschiff und Botschafterin Deutschlands auf den Weltmeeren Zukunft hat", zitiert die Zeitung "Bild am Sonntag" den deutschen Verteidigungsminister.
Vorangegangen waren Berichte über eine angebliche Meuterei nach dem tödlichen Unfall einer 25-jährigen Soldatin auf dem Schulschiff. Die Kadettin war im November vergangenen Jahres während eines Hafenaufenthalts im brasilianischen Salvador de Bahia rund 27 Meter tief aus der Takelage des Schiffs auf das Deck gestürzt. Sie starb kurz darauf an den Folgen des Unfalls.
Nötigung, Übergriffe
Bundeswehrsoldaten warfen den Ausbildern auf der "Gorch Fock" daraufhin massiven Druck bis hin zur Nötigung vor, wie aus einem Brief des Wehrbeauftragten Hellmut Königshaus an den Verteidigungsausschuss des Bundestags hervorgeht. Nach dem Vorfall kam es zu Spannungen zwischen der Crew und der Schiffsführung, die vier der Offiziersanwärter der Meuterei beschuldigte. Außerdem soll es an Bord der Dreimast-Bark zu sexuellen Übergriffen gekommen sein.
Nach Informationen des Ersten Deutschen Fernsehens wird die "Gorch Fock", die derzeit im argentinischen Ushuaia festliegt, voraussichtlich am 4. Februar auslaufen und auf direktem Weg nach Kiel zurückkehren. Das Kommando solle dann der Vorgänger von Norbert Schatz, Michael Brühn, übernehmen. Brühn soll auch der Untersuchungskommission angehören, die kommende Woche in Ushuaia erwartet wird.
"Infame" Verdächtigungen
Bundesverteidigungsminister zu Guttenberg steht derzeit nicht nur im Fall "Gorch Fock" unter Druck. So beklagten sich Bundeswehrsoldaten in Afghanistan darüber, dass ihre Feldpost in die Heimat geöffnet worden sei. Außerdem stellte sich heraus, dass ein deutscher Soldat der Afghanistan-Schutztruppe, nicht - wie ursprünglich angegeben - Ende 2010 beim Reinigen seiner Waffe ums Leben kam. Vielmehr soll der Soldat versehentlich von einem Kameraden erschossen worden sein.
Vorwürfe, er habe die Vorfälle vertuschen wollen, wies zu Guttenberg energisch zurück. "Solche Verdächtigungen sind infam", sagte er im Bundestag und versprach abermals eine "rückhaltlose Aufklärung".
Autor: Christian Walz (dpa, afp, dapd)
Redaktion: Susanne Eickenfonder