Bolt mit drittem Gold, Eaton mit Zehnkampf-Weltrekord
29. August 2015Superstar Usain Bolt hat sich erneut zum Sprint-König gekrönt. Am vorletzten Tag der Leichtathletik-WM in Peking war Bolt auch mit der 4x100 Meter Staffel Jamaikas nicht zu schlagen. Nesta Carter, Asafa Powell, Nickel Ashmeade sowie Bolt als Schlussläufer siegten in 37,36 Sekunden. Die bis zur 300 Meter-Marke führenden USA um Justin Gatlin wurden disqualifiziert. Tyson Gay hatte bei der Übergabe des Staffelstabs auf Michael Rodgers einen Wechselfehler begangen. Silber ging damit sehr überraschend an Gastgeber China (38,01), Bronze an Kanada (38,13). Bereits 2009 und 2013 hatte der 29-jährige Bolt drei WM-Titel gewonnen. Der deutsche Meister Julian Reus, Sven Knipphals, Alexander Kosenkow und Aleixo-Platini Menga kamen in 38,15 Sekunden auf Rang vier. Noch nie gewann eine deutsche 4x100 Meter-Staffel bei einer WM eine Medaille.
Bei den Frauen ging Gold ebenfalls nach Jamaika. Das Karibik-Quartett um 100 Meter-Weltmeisterin Shelly-Ann Fraser-Pryce siegte mit 41,07 Sekunden, der zweitbesten Zeit der Geschichte, vor den Amerikanerinnen (41,68). Die US-Staffel hatte 2012 beim Olympiasieg in London mit 40,82 Sekunden den Weltrekord aufgestellt. Das deutsche Team mit Rebekka Haase, Alexandra Burghardt, Gina Lückenkemper und Verena Sailer rannte in 42,64 Sekunden auf Platz fünf. Die letzte Medaille für die deutschen Sprinterinnen hatte es 2009 in Berlin mit Bronze gegeben. Die Niederlande mit der frischgebackenen 200 Meter-Weltmeisterin Dafne Schippers wurden im Finale disqualifiziert.
Dramatisches Zehnkampf-Finish
Der Zehnkampf lieferte einen wahren Leichtathletik-Krimi: Zu Beginn der letzten Runde im abschließenden 1500 Meter-Lauf sah es so aus, als würde Ashton Eaton den Weltrekord nicht mehr packen können. Er musste unter 63 Sekunden für die letzten 400 Meter bleiben, scheinbar zu wenig nach zwei kraftraubenden Tagen im Zehnkampf. Doch Eaton biss die Zähne zusammen und trieb sich selbst zu einem fulminanten Schlussspurt. Im Ziel war klar: Es reicht für einen neuen Weltrekord, den ersten bei den Titelkämpfen in Peking. Der 27-Jährige verbesserte seine eigene Bestmarke um sechs Zähler auf 9045 Punkte und kassiert für diese Wahnsinns-Leistung vom Weltverband IAAF eine Prämie in Höhe von 100.000 US-Dollar.
Im Schatten des US-Ausnahmekönners lieferte auch Rico Freimuth einen großartigen Wettkampf. Er verbesserte seine persönliche Bestleistung auf 8561 Punkte und gewann Bronze. Silber sicherte sich Damian Warner aus Kanada (8695). Kai Kazmirek hatte auch lange mit Bronze geliebäugelt, musste sich aber am Ende mit Rang sechs zufrieden geben (8448), Siebter wurde Michael Schrader (8418). Dominator Eaton verteilte ein Sonderlob an seine deutschen Konkurrenten: "Ich liebe die deutschen Jungs. Sie haben den größten Kampfgeist. Ich lerne von ihnen."
Farah holt erneut das Double
Über 5000 Meter hieß der Sieger erneut Mo Farah. Eine Woche nach seinem Sieg über 10.000 Meter setzte sich der Doppel-Olympiasieger aus Großbritannien nach einem starken Schlussspurt in 13:50,38 Minuten vor dem Kenianer Caleb Ndiku (13:51,75) und dem Äthiopier Hagos Gebrhiwet (13:51,86) durch. Richard Ringer, der sich als erster Deutscher seit Dieter Baumann 1997 für ein WM-Finale über diese Strecke qualifiziert hatte, kam auf Rang 14 (14:03,72). Farah hatte das Langstrecken-Double bereits bei den Weltmeisterschaften 2013 in Moskau und bei den Olympischen Spielen 2012 in London gewonnen.
Neue Hochsprung-Weltmeisterin ist Maria Kuchina aus Russland. Die erst 22 Jahre alte Hallen-Weltmeisterin überquerte bei den Titelkämpfen am Samstag in Peking 2,01 Meter, und das ohne Fehlversuch. Doppel-Weltmeisterin Blanka Vlasic (2,01) aus Kroatien erreichte Platz zwei vor der russischen Olympiasiegerin Anna Tschitscherowa (2,01). Eine starke Leistung zeigte Marie-Laurence Jungfleisch. Die 24-jährige Deutsche stellte mit 1,99 Meter eine persönliche Bestleistung auf und wurde Sechste. Über 800 Meter siegte Europameisterin Marina Arsamassowa aus Weißrussland vor der Kanadierin Melissa Bishop WM-Dritte wurde die kenianische Titelverteidigerin Eunice Sum.
Der deutsche Diskus-Meister Christoph Harting hat eine Medaille klar verpasst. Der jüngere Bruder von Titelverteidiger Robert Harting landete im Finale mit 63,94 Meter auf Platz acht. Gold ging an den polnischen Favoriten Piotr Malachowski (67,40) vor dem Belgier Philip Milanov (66,90). Malachowskis Landsmann Robert Urbanek (65,18) holte Bronze.
Nach einem einsamen Rennen an der Spitze gewann Geher Matej Toth die erste Goldmedaille für die Slowakei in der Geschichte der Leichtathletik-Weltmeisterschaften. Über 50 Kilometer siegte Toth vor dem Australier Jared Tallent und dem Japaner Takayuki Tanii. Toth profitierte beim größten Erfolg seiner Karriere aber auch davon, dass zahlreiche Mitfavoriten in Peking nicht am Start waren. So hatte der russische Verband im Vorfeld der WM sein komplettes Team wegen diverser Doping-Affären von internationalen Wettkämpfen zurückgezogen. Erst am Freitag wurde bekannt, dass auch der einzige für Peking gemeldete Geher Alexander Jargunkin positiv auf das Blutdopingmittel Epo getestet wurde. Weltrekordhalter Yohann Diniz aus Frankreich fehlte außerdem verletzt.